Lieblingsnürni: Kerstin Bauer
Bücher und Lesen sind ihr zwar das wichtigste, doch wenn Kerstin Bauer mal Freizeit hätte, würde sie sich am liebsten bei den Schwiegereltern einfach nur ganz hinten im Garten vor den Holunderbusch setzen – „da gibt es nämlich überhaupt keinen Handyempfang.“ Die 42-Jährige ist mehr aus beschäftigt: Täglich arbeitet sie von 6 Uhr bis nach Mitternacht, verbringt die Wochenenden auf rund 45 Märkten jährlich oder der Autobahn, hatte seit zwölf Jahren keinen Urlaub – und zeigt dabei wundersamerweise keine Ermüdungserscheinungen. Dabei war es die Not die aus einer jungen Mutter eine Selfmade-Businessfrau gemacht hat: Als Alleinerziehende war das Geld knapp, und so wurden Klamotten für vier kleine Kinder eben selbst genäht. Was 2004 als Hobby nach der Arbeit im elterlichen Taxiunternehmen begann, fand 2011 seinen Weg erst auf den Sommerkiosk und 2012 zum Christkindlesmarkt, von wo das heute florierende Unternehmen für Kinderklamotten „blond! Made in Nürnberg“ nicht mehr wegzudenken ist. „Arbeit ist das halbe Leben“, sagt Kerstin Bauer und lacht: „Bei mir ist es das Ganze.“ Obwohl die Kinder längst erwachsen und aus dem Haus sind, führt die gebürtige Großreutherin, die „nichts gelernt“, aber viel geschafft hat, ihren kleinen Betrieb mit 13 Mitarbeitenden und einem Laden, der es mittlerweile in die Innenstadt geschafft hat, mit Herzblut weiter. Bunte Stoffe sind Kerstin Bauers Ding, „obwohl die Handarbeitslehrerin in der Schule damals gesagt hat, ich soll davon lieber die Finger lassen“, so wie Nürnberg, dem sie nie den Rücken gekehrt hat. Immerhin: „Ich hab’s geschafft, von Großreuth nach Kleinreuth umzuziehen.“
1. Typisch fränkisch: hier zeigt sich die Stadt von ihrer Nürnbergerischsten Seite:
Für mich das schönste (und früher ja auch das wichtigste dieser Stadt) ist die Pegnitz. Einfach entlangspazieren, egal ob im Grünen oder auch an neu gemachten Stellen wie dem Zukunftsmuseum, an der Pegnitz ist es schön. Und es fließt und floss ja bekanntlich schon viel Wasser die Pegnitz runter
2. Kleine Pause oder große Auszeit: meinen Ruheort in Nürnberg finde ich hier:
Ruhe und Auszeit finde ich, wenn ich mit unserem Hund im Tiefen Feld spazieren geh – ein Naherholungsgebiet zwischen Rothenburger Straße und Frankenschnellweg, das kaum jemand kennt. Es ist für mich wirklich ländlich und daheim. Bald wird es bebaut werden, ich hoffe es bleibt in Teilen eine Oase.
3. Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt sein? Dann mache ich in Nürnberg folgendes:
Auf jeden Fall ein Besuch im Fembohaus – die Stadtgeschichte ist so wundervoll und spannend, dort lernt man sie nochmal von einer ganz anderen Seite kennen, auch oder gerade als Nürnberger. Kein klassisches Museum, sondern modern aufbereitet und interaktiv. Auf jeden Fall eine Empfehlung.
4. Nürnberg hat viel Geschichte – aber an diesem Ort hat die Stadt für mich Zukunft:
Die Zukunft Nürnbergs sind die nächsten Generationen, egal ob Kindergarten, Schule oder Universität. Damit sind für mich die Plätze der Zukunft die, die von Kindern genutzt und bespielt werden. Aktivspielplätze, Jugendtreffs und mehr.
5. Diese Nürnberger „Ecke“ hat es mir angetan:
Kleinreuth bei Schweinau. Es ist mein Stadtteil. Egal von wo aus Deutschland ich zurückkomme – hier ist daheim, auch wenn Kleinreuth bis Ende des 19. Jahrhunderts zu Fürth gehört hat. Wir haben eine Rundfunkstraße, obwohl es gar keinen Rundfunk gibt, sind ein richtiges Dorf in der Stadt, in dem man die Bewohnerinnen und Bewohner sich gegenseitig kennen. Das Auto einfach offen stehen lassen? In Kleinreuth kein Problem.
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