Er ist nicht nur der jüngste, sondern gleichzeitig älteste stellvertretende Generalsekretär der bayerischen SPD: Nasser Ahmed, seit 2014 als Stadtrat im Nürnberger Politgeschehen für die Genossen aktiv, die er seit 2021 anführt, besetzt seit Mitte Januar eine neue Führungsposition – oder „ein neues Ehrenamt“, wie Ahmed vergnügt formuliert. Als waschechtes Südstadtkind ist der Sohn eritreischer Einwanderer offenkundig eisenbereift – und dabei eigentlich zuständig für Gummisohlen: Der Sohn eritreischer Einwanderer ist ein waschechtes Südstadtkind – und während das Herz bis heute dort daheim ist, ist ihm an so einigen Themen für die ganze Stadt gelegen: In Nürnberg zuständig für Sport- und Verkehrspolitik setzt sich der promovierte Politikwissenschaftler mit Hingabe ein, wofür er auch persönlich brennt: mehr Platz für Menschen, die laufen, gehen, Fahrrad fahren wollen. Dass sukzessive alle Fahrradwege leuchtend erröten und Nürnbergs autofreies Fußgängerparadies seit 2022 von Königstor bis Burgberg reicht, ist ihm zu verdanken – der DB-Lounge im Hauptbahnhof, dass Nasser Ahmed im Pendeln zwischen München und Nürnberg eine Pause einlegen kann. Und die nutzt für ein Gespräch über die Stadt, der sein Herz gehört.
1. Typisch fränkisch: Hier zeigt sich die Stadt von ihrer Nürnbergerischsten Seite: Für mich ganz klar in der Wölckernstraße. Seit dem Mittelalter ist Nürnberg ein Melting Pot, ein internationales Drehkreuz – und diese Internationalität ist bis heute eine absolute Stärke der Stadt. Nirgendwo zeigt sich diese identitätsstiftende Vielfalt deutlicher als an diesem Ort des Multikulti und stetem Wandel, an dem ich aufgewachsen bin.
2. Kleine Pause oder große Auszeit: meinen Ruheort in Nürnberg finde ich hier: Wunderschöne Hänge, weiter Blick – und der Bolzplatz, auf dem ich selbst Fußball spielen gelernt habe: Der Luitpoldhain ist auch heut noch mein Ruhepol, meine grüne Lunge, in der ich von der Joggingrunde übers große Familienpicknicknick bis hin zur nachdenklichen Einkehr für verschiedene Arten von Pause Zuflucht suche.
3. Einen Tag lang Tourist in der eigenen Stadt sein? Dann mache ich in Nürnberg folgendes: Mich durch die Fußgängerzone treiben lassen, immerhin nicht nur die längste in Europa, sondern auch dichtgepackt mit allem, was das Herz an einem sonnigen Urlaubstag begehrt: italienischer Eiscafé und türkischer Döner, Kino und Kaufhaus, Kultur und Shopping – und von Königstor bis Burg die historische Meile zwischen Geschichte und Moderne.
4. Nürnberg hat viel Geschichte – Aber an diesem Ort hat die Stadt für mich Zukunft: Die Zukunft einer Stadt hängt nicht nur davon ab, wie viele Fachkräfte sie an sich binden kann, sondern auch, wie viele junge Menschen sie für sich gewinnen kann. Die Zukunft Nürnberg heißt für mich „Lichtenreuth“ – wo jetzt eine gigantische Baustelle ist, wird dereinst nicht nur die lang ersehnte Uni beheimatet sein, sondern auch tausende Studenten.
5. Nürnberg ist für mich Spielwaren, Lebkuchen, Bratwurst, Dürer und … : FALAFEL! Wir können, bis auf ein dunkles Kapitel, wirklich stolz sein auf unsere Geschichte, vor allem aber auch auf unsere Vielfalt, kulinarisch wie in anderen Bereichen auch. Uns auf historische Schlagworte zu reduzieren wird einer Stadt nicht gerecht, die offen und der Welt zugeneigt mitten in Europa steht.
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