Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Bayerischer Kreativort 2022: das Heizhaus

Vor gut sechs Jahren machte sich eine leidlich organisierte Truppe Kunst- und Kulturschaffender auf einen großen Weg. Der führte vom Quelle-Gebäude schnurstracks über die Wandererstraße und war damit zwar rein örtlich kein gewichtiger Schritt, inhaltlich und logistisch dafür umso folgenreicher. Das „Heizhaus“ ist seit 2016 aus der Nürnberger Szene der Subkulturellen und Innovativen, der Träumer und Realisierer nicht mehr wegzudenken und gestaltet damit das Leben der Stadt aktiv mit – ob die nun will oder nicht. Dieses Engagement fand nun unlängst hochwürdigstes Gehör: Anfang Juli wurde dem „Heizhaus“ der „Staatspreis für bayerische Kreativorte“ verliehen und gehört damit zu bayernweit vier ausgezeichneten Orten, die sich neben dem Titel über immerhin 10 000 Euro freuen können. Wie fühlt sich das an? „Ein tolles Gefühl“, sagt Senta Hirscheider vom Heizhaus e. V. „Zu hören: Hey, ihr macht das gut, wir sehen euch – das ist zum einen eine unmittelbare Anerkennung, zum anderen führt das hoffentlich dazu, dass man in der öffentlichen Wahrnehmung noch besser verankert wird.“ Man kann nicht direkt sagen, dass Heizhaus und seine rund 60 Mieterinnen und Mieter auf den Preis hingearbeitet hätten. Indirekt auch nicht, wurde der doch erstmalig ausgelobt und „deswegen kann man vielleicht auch erst in fünf Jahren sagen, wie die Auszeichnung wirklich einzuordnen ist.“ Aber dass die Heizhäusler auf gut sechs ereignisreiche wie arbeitsintensive Jahre zurückblicken können, ist unbestritten. Es ist im Großen und Ganzen ein loses Kollektiv von Menschen, die was machen wollen, was machen, für das Senta Hirscheider gemeinsam mit Hanna Rentschler als Projektleiterin fungiert. „Das klingt viel professioneller, als es ist“, sagt die 33-jährige Juristin und Künstlerin, aber es brauche neben Vorstand und endlosem ehrenamtlichen Engagement eben jemand, der „die Arbeit macht, auf die niemand Lust hat“, lacht sie. Kommunikation mit dem Gebäudeinvestor und der Stadt, Kümmern um Instandhaltung und Unterhalt des eigentlich baufälligen Gebäudes – diese Angelegenheiten eben, die unter dem schillernden Nimbus kreativen Schaffens nicht so gesehen werden, aber freilich die Basis sind, das stabile Fundament, auf dem getanzt werden kann. Und geschreinert und gedruckt, musiziert und experimentiert, Workshops angeboten und Wochenmärkte. Ein bunter Strauß schöner Dinge. Und damit so individuell wie die anderen Kreativorte: Die oberpfälzische Ausstellungshalle „Badehaus Maiersreuth“, die Schweinfurter DDC Factory sowie das Gaswerk in Augsburg. „Wir haben uns natürlich für die Auszeichnung beworben, aber gar nicht damit gerechnet, sie zu erhalten“, gesteht Senta Hirscheider. Zu unklar die Kriterien, zu divers die übrigens Bewerber, die kennenzulernen sie neugierig ist und Chancen sieht zur Vernetzwerkung: „Das wäre die ideale Gelegenheit für eine Art bayerische Kreativort-Karte“, sagt Senta Hirscheider. Zum einen, um überhaupt Orte auch für Nicht-Einheimische sichtbar zu machen. Zum anderen, um den Kontakt untereinander zu intensivieren: „Damit nicht alle die gleichen Fehler machen und außerdem weil´s spannend ist.“ Dabei wäre es so wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen im Kampf der oft so bürokratischen Windmühlen, der Genehmigungen und Fördergelder. Apropos Geld: Was macht ihr mit den 10 000 Euro? „Erstmal ruhig schlafen“, so Senta Hirscheider, denn „in einem Haus aus den 50er mit allen entsprechenden Mängeln ist immer zu wenig Geld da.“ Und dann? „Anschaffungen, Baumaterial oder Pflanzen, einfach weil sie schön sind. Oder ein großes Fest für uns selbst.“