Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Bierchen & Bühnchen in Gostenhof: Alles übers lässigste Festival Nürnbergs

Bei "Bierchen und Bühnchen" tummelten sich 2019 in und um Gostenhof Musikbegeisterte und alle, die bei gutem Wetter und einem Bierchen die gute Gesellschaft genossen. © Eduard Weigert

Es wäre das fünfte Jubiläum einer großartigen Schnapsidee gewesen, die eine kleine Menschentruppe 2015 hochengagiert auf die Beine gestellt und in Windeseile zur Institution im Nürnberger Kultur- und Musikkalender gemacht hatte: Das Kneipenfestival „Bierchen & Bühnchen“ hätte 2020 zum fünften Mal stattgefunden – wenn da nicht eine leidlich bekannte Seuche dazwischengekommen wäre. „Das Programm stand fest, dann mussten wir alles absagen“, erzählt Marian Gosoge, Mitorganisator der ersten Stunde und wie das ganze Fest ein Spross der Brückenfestival-Gemeinde. Absagen und aber: aufbewahren, um alles im richtigen Moment wie einen warmen, singenden und tanzenden Konfettiregen auf die Straßen Gostenhofs zu schütten. Dieser Moment ist jetzt gekommen: Am Samstag, 9. April steigt nach zweijähriger Schaffenspause das gar nicht mehr so kleine Kneipenfestival, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die regionale Musikszene zu repräsentieren – und dabei ganz nebenbei Menschen, Geschmäcker und Kulturen verbindet. Seit Anfang März haben die rund 30 Beteiligten aus Technik, Grafik und Gastronomie ums fünfköpfige Kernteam „im Prinzip rein spekulativ hoch gepokert“ und kurzfristig beschlossen: „Wir machen das.“ Das ist ein Programm mit 16 Lokalitäten rund um den mit einer zentralen Open-Air-Bühne (und der sorgfältig glitzernden Moderation von Bird Berlin) bestückten Veit-Stoß-Platz, in denen über 32 Künstlerinnen und Künstler der unterschiedlichsten Genres auftreten. Es gibt Deutschrap von „Kli“ im Mops von Gostenhof und „sanftes Unbehagen“ bei den Indiepoppern „Your Careless Spark“ im Dorfschulzen. Es gibt Folkpop von den „Boat Shed Pioneers“ im Palais Schaumburg und  Bossanova-Jazz mit „Pamocano“ im Al Pacino. „Nun flog Dr. Bert Rabe“ klingt literarisch durchs Loft und die „Kunstfälscher“ im Balazzo Brozzi „bringen die Hütte für eineinhalb Stunden zum Brennen“, freut sich Marian Gosoge über das „superdiverse Spiegelbild der regionalen Musikszene“, der noch dazu nach wie vor kostenlos und das Festival rein durch den Getränkeverkauf am zentralen Veit-Stoß-Platz finanziert ist. So viele Menschen, so viel Musik, so viele Erwartungen, wie fühlt sich das an? „Definitiv ist die Freude riesig, dass wir stattfinden können“, so Gosoge. „Aber natürlich gehen wir da auch mit gemischten Gefühlen rein. Wir vertrauen aber den Experten, die die aktuellen Regelungen beschlossen haben.“ Wer sich sicherer fühlt mit Maske, lässt sie eben einfach auf oder sucht sich im weitläufigen Quartier zwischen Hempels Burger (Gostenhofer Hauptstraße 35) und Tellerrand (Fürther Straße 440), Zentralhalle (Reitackerstraße 1) und La Ola (Hochstraße 18) eben sein stilles oder stilleres Örtchen. Eher ruhig zugehen dürfte es naturgemäß im Gostner Hoftheater: Erstmalig wird hier im Rahmen von „Bierchen & Bühnchen“ mit „Bovary“ von Gustave Flaubert ein Theaterstück aufgeführt – und ergänzt das vielfältige Programm zwischen Disko-DJ und After-Show-Party (MUZ, Desi, Tellerrand) um einen weiteren Punkt. Wie wird das sein, Samstagabend, 20.30 Uhr? „Glücklich“, sagt Marian Gosoge. „Inmitten lauter Menschen, die man seit zwei Jahren nicht gesehen, an Orten, die man nicht besucht und umarmt von Musik, die man nicht gehört hat.“ So sei es. 

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