Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Rezension

Kunst in Zeiten von Corona: El Mago Masin spielt Innenhofkonzert

Geburtstag feiern und zur Schule gehen, als Tierkind toben und einmal durch die deutschen Hauptstädte reisen – kann man leider grade nicht so gut, wenn die Schule zu hat und die Geburtstagsfeierlieblingsplätze auch. „Aber“, sagt El Mago Masin und wirft die Dreadlocks in den Wind, „wenn ihr nicht zu mir kommen könnt, dann komm ich geben zu euch.“ Und spielt an einem sonnig-stürmischen Sonntagnachmittag für die knapp 50 kleinen und großen Bewohner einer Reihenhaussiedlung am Marienberg kurzerhand ein Innenhofkonzert. 
„Uns ist sehr bewusst, dass es Künstlern gerade schlechter geht als uns“, erzählt Ute Wolf. Den Innenhof, um den sich die Häuser reihen, hatte die Mutter zweier kleiner Kinder als perfekte Bühne auserkoren, um einerseits „ein bisschen Stimmung in die Bude“ zu bringen, andererseits einem Künstler eine Gage zukommen zu lassen und das Privileg des eigenen Gartens irgendwie zu teilen. Wolfgang Masin, den kennen sie alle. Sei’s als El Mago Masin mit dem hintersinnigen und manchmal nicht ganz jugendfreien Erwachsenenprogramm, sei’s als Toni Komisch, mit dem der Lieblingsbarde mit Gitarre und Frisur seit einigen Jahren auch die ganz Kleinen mehr oder minder behutsam, aber immer mit charmantem Schalk an Sprachwitz und Blödsinn heranführt. Also hat man angefragt – „und nicht zu hoffen gewagt, dass er sich meldet.“ Und wie der sich gemeldet hat! 
„Ich fand das so cool“, berichtet Masin, selbst Vater von zwei Töchtern und derzeit tiefer im neuen Solo-Programm verhaftet als er sich zu träumen gewagt hatte: „Mein Tourplan ist ein Trümmerhaufen. Ein Tag vor dem 14.3., der geplanten Premiere meines neuen Programms „100 Jahre Liegestuhl“ im Gutmann, wurde verkündet, dass keine Veranstaltungen mehr stattfinden.“ Um ein halbes Jahr wird der Tourstart nun nach hinten verschoben. „Derzeit sitze ich gefühlt 100 Jahre zu Hause im Liegestuhl.“ Klar lässt man sich da nicht lange bitten. El Mago eilt an den Marienberg, wird mit großem Juchee empfangen und stemmt sich flatternd in den Wind. Weniger standhaft sind Notenständer und Papier, die durch den Hof gewirbelt werden und gemeinsam mit fliegenden Kinderhänden und, ja, Klopapierrollen eine so abwechslungs- wie überraschungsreiche Mischung bilden. 
Fans von Toni Komisch kommen genau so zu ihrem Glück wie die von El Mago Masin, denn Ute Wolf hat „zum Glück beide Künstler eingeladen.“ Die wechseln sich munter ab, reißen Kinder und auch so manchen Papa von Stühlen, Sofas und sonstigen Arrangements, die eiligst vor Türen und in Gärten gezurrt worden sind, um ein Konzert im gebotenen Abstand gewährleisten zu können. „Ich könnt mir vorstellen, das öfter zu machen“, freut sich Ute Wolf. Denn es ist zwar alles irgendwie ein bisschen komisch, vor allem aber deutlich hörbar eins: saulustig! 

http://elmagomasin.de/