Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Engagiertes Wolfsherz

Sie engagieren sich beide seit vielen Jahren für soziale Projekte, haben sich über ihre Herzensangelegenheit kennengelernt und sich füreinander zu einer solchen gemacht. Jetzt wollen Silke und Phil Würzberger ihr Engagement gemeinsam unter einem Namen und Dach versammeln, um besser und effektiver helfen zu können: Als „Wolfsherz“ verbinden sie bisheriger Projekte und feilen bereits an neuen.

Und da ist eigentlich nicht viel anders als immer schon, nur der Name und die Rechtsform. Das war wichtig, können doch als Unternehmergesellschaft, als die „Wolfsherz“ jetzt unter der Geschäftsführung von Silke Würzberger samt ordentlicher Eintragung beim Finanzamt als gemeinnützig und mildtätig firmiert, vor allem Spenden transparent und umstandslos vermittelt werden. Und von denen gab es in der Vergangenheit schon viele: Besonders durch sein Engagement für die beiden schwerstbehinderten Mädchen Elsa und Sarah macht Phil Würzberger, damals noch Phil Merken mit zugehörigem Laden in der Gostenhofer Willstraße, von sich reden. Jeweils rund 4000 Euro an Spendengeldern generierte er durch Longboardtouren nach München und Frankfurt, Konzerte, Ausstellungen und Theatervorstellungen, während die freie Regisseurin und Theaterpädagogin Silke Würzberger ihr Hauptaugenmerk naturgemäß über beispielsweise Bildungs- und Theaterangebote auf Jugendarbeit und solche mit jungen Geflüchteten legte und beide gemeinsam die Organisation des Veit-Stoß-Open-Airs, das Tagesfestival an der Dreieinigkeitskirche oder des Lichterfestes übernahmen. Zusehends wurden die Projekte mehr, damit auch die Unterstützer, zu denen Musiker wie Folk’s Worst Nightmare zählen, Künstler wie Pari Designs, Unternehmen wie das Lieferamt oder TX Sports, das Gostner Hoftheater und Pfarrer Bielmaier von der Dreieinigkeitskirche – jetzt darf sich endlich alles artig, fein und säuberlich unter einem großen Namen versammeln und aufräumen. Das „sieht seriöser aus“, wissen die Würzbergers, vereinfacht aber Abläufe und Strukturen und „ermöglicht, jetzt endlich auch mal jemandem Gage und Honorar zahlen zu können statt immer auf ehrenamtliche Unterstützer zu hoffen“, denn ist das ganze Tun bislang eines, das einzig auf Basis freiwilliger Helfer funktioniert. Das Chilifest oder auch die LoBo-Kidscrew, als die Phil Würzberger seit vielen Jahren Kindern und Jugendlichen im Viertel mit Helm und Brett Beschäftigung und Selbstvertrauen gibt – „alle sozialen Projekte, die seit Jahren laufen, sind jetzt fusioniert.“ Gewissermaßen einen Mittelpunkt, „die Homebase von Wolfsherz“, gibt es direkt mit dazu: Wieder in der Willstraße gibt es einen Laden mit „purem Chaos und coolen Produkten“, ein Skate- und Longboardshop mit Kaffee und Schallplatten und vor allem regionalem Bier, denn, so die Würzbergers, gebe es bislang keine fränkischen Biere im Kiez käuflich zu erwerben, was ein Unding sei. „Produkte mit Spirit“ wollen die jungen Wölfe anbieten, so wie ihre Projekte allesamt viel Herz innehaben und jetzt „endlich auf stabilen Füßen stehen“ sollen, transparent und nachvollziehbar sein, auch „wenn alles eigentlich kein Hexenwerk ist“, findet Phil Würzberger. „Alles was wir tun fließt entweder in neue Projekte oder Elsa“, eines der beiden schwerbehinderten Mädchen, dem dank Spendengeldern eine spezielle, aber sehr kostspielige Therapieform ermöglicht werden konnte, die jetzt, zwei Jahre später, Erfolge zeigt, „eine Tatsache, die vor einigen Jahren noch undenkbar erschien“ und Phil und Silke Würzberger unbedingt weiter unterstützen lassen möchte. Eine neue Spendenlongboardtour soll es deswegen im Mai 2019 geben, im Juli wieder das Veit-Stoß-Open-Air, im September das Chilifest im GoGarten in der Austraße, dazu Benefizkonzerte. Im Februar startet Silke Würzbergers integrativer Theaterjugendclub GostAct (ab 11.2. montags, 17.30-20 Uhr, Jugendhaus Gost, 25 Euro Gebühr, in Härtefällen frei), sobald das Wetter es zulässt, flitzt Phil Würzberger jeden 1. und 3. Sonntag im Monat ab 14 Uhr mit Longboarden, Profis und Anfängern zwischen 1 und 99 Jahren („Jeder ist willkommen!“) durch die Hood (Helme und Boards kostenlos ausleihbar, Treffpunkt ist am Laden) und heißt jetzt „Wolfsherz Rollrunde“ statt Lobo-Kidscrew. Ein ordentliches Vorhaben für zwei Menschen, die zu ihren Berufen und Ehrenämtern jetzt auch noch ein ganz besonders zeit- und gefühlsintensive Daueraufgabe dazubekommen haben. Aber so sind Wolfsherzen eben. Stark.

„Wolfsherz“, Willstraße 1, Nbg (Laden), ÖZ Do&Fr 14-20 Uhr, Sa 12-18 Uhr, facebook.com/WolfsherzgUG