Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Kunstrasenfestival 2018: "Wir schaffen das!"

Der Satz „wir wollen, dass die Leute vergessen, dass es das Festival gibt“, mag auf den ersten Blick etwas befremdlich wirken. Doch das das Veranstaltungsteam um Jean-Francois Drozak hat sich dabei freilich etwas gedacht: Das Kunstrasenfestival soll sich seinen Charme bewahren, klein und familiär bleiben – und genug Kapazitäten bewahren, sich immer wieder neu zu erfinden.

Und deswegen ist es jetzt, nach drei Jahren Pause, wieder künstlerisch angerichtet unter der Theodor-Heus-Brücke. Oder eher multikulturell im wahrsten Sinne des Wortes, steht doch zwar das musikalische Programm vermeintlich im Vordergrund einer Veranstaltung, bei der es um so viel mehr geht als Bands. So bieten seit jeher gedacht wie echte Räume Platz für Ausstellungen und Begegnungen, Experimente und Theater. In diesem Jahr wie auch 2015 werden diese Räume in waschechten, zwölf Meter langen Überseecontainern eingerichtet, „kleine Theaterbühnen für circa 60 Leute“, sagt Jean-Francois Drozak, der 2003 erstmalig am Theater Rootslöffel das Oevre musikalischen, künstlerischen und theatrischen Schaffens in die Öffentlichkeit bringen wollte. „Geht es, einen Theaterraum auf einem Festivalgelände zu installieren?“ ist eine der Fragen, die auf dem Kunstrasen geklärt werden sollen. Und, gleichsam größer und zentraler: Können wir, können viele unterschiedliche Menschen gemeinsam etwas schaffen? So soll das eigentliche Kernstück der Veranstaltung schon längst begonnen haben, wenn am Freitag die ersten festivalfreudigen Müßiggänger das Gelände betreten. Denn bereits fünf Tage zuvor beginnt das „Siedlercamp“ – an dem teilzunehmen jeder herzlich eingeladen ist. „Früher haben wir 24 Stunden auf- und abgebaut und dazwischen gefeiert“, erzählt Drozak und davon, dass mit dem Siedlercamp alles anders ist. „Ein Festival“, erklärt er metaphorisch, „ist wie ein Sauerteig: Wenn du ein anständiges Brot backen willst, brauchst du Zeit.“ So sei man fortan darum bemüht, das Festival gut aufzubauen, „der Rest kommt dann von selbst.“ Aussehen kann, nein: soll das wie folgt. Ab Montag, 15. Juli darf jeder, der dabei sein möchte, im Siedlercamp wohnen und leben. Tagsüber geht es in die Arbeit oder Schule, im Anschluss gilt es, zu diskutieren, zu experimentieren, zu feiern, als „Festivalcommunity zusammenzuwachsen, so dass die Leute am Freitag auf eine bestehende Festivalkultur kommen.“ Geduscht und gebadet wird hochoffiziell im Westbad, geschlafen (nach Anmeldung!) im Zelt. Kein Urlaub, sondern Arbeit, ehrenamtlich wie das gesamte Unterfangen. Mit dabei ist bereits zum dritten Mal eine Studierendengruppe aus China, ein Partnerprojekt, so Drozak, zu deren Studienreise neben dem Erforschen der Noris auch der Aufbau eines Festivals gehört – und bestücken desselben mit eigener Kultur. Weil die veranstaltenden Verbände allsamt in der Sozial- und Jugendarbeit tätig sind, werden vor allem Jugendliche dazu eingeladen, mitzugestalten. Und Menschen mit Fluchterfahrung: „Wir wollen ein Signal aussenden“, sagt Jean-Francois Drozak. „Wenn wir es schaffen, alle gemeinsam ein Festival hochzufahren – wo ist dann das Problem für den Rest? Wir können das!“ Wer also Teil dieser besonderen Rasengesellschaft werden möchte, schreibt einfach an info@kunstrasenfestival.de Alle anderen können dann Freitag und Samstag das große Festivalpaket bestaunen. Jeweils ab 17 Uhr beginnt das Programm mit Diskussionen und Gesprächen, Konzerten und Improtheater, Poetry Slam, Crowdsinging und Kunstgottesdienst (So., 11 Uhr). Eintritt? Frei.


„Kunstrasenfestival“, 20.-22.7., Theodor-Heuss-Brücke, Nbg; Anmeldung zum Siedlercamp unter info@kunstrasenfestival.de; Infos und Programm unter kunstrasenfestival.de

 


(Foto: Corinna Prey / PR)