Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Die Partykolumne - Sommerduft

An einem dieser schönen Eintagssommertage, die es hier grad immer mal wieder im Sonderangebot gibt, war’s so, dass ich mit dem Radl umeinanderschlawanzt bin um die Mittagszeit und nach einer Mahlzeit Ausschau gehalten hab. Also nicht dass es mich grad schlimm verlangt hat nach einer, aber interessiert hätt’s mich schon. Das Interesse hat aber dann bald rapide abnehmen müssen und sich mit einem dringenden Gefühl einer bevorstehenden Magenausstülpung konfrontiert sehen, weil je mehr ich hingeschaut hab nach da, wo Menschen Mahlzeiten eingenommen haben, desto greißlicher ist mir geworden. Also jetzt mal abgesehen davon, dass „Zwaa Jägermeister, und dann lässt nochamal bidde die Luft aus meim Bilzglas!“ womöglich nicht direkt in Einklang geht mit den Empfehlungen des Bundesgesundheitsministers zur adäquaten Wasseraufnahme bei großer Hitze, geht für mich mit letztgenannter einher, dass man sich von bestimmten Nahrungsmitteln tunlichst fernzuhalten habe. Sitzen die also in der Gluthitze und krachen sich Döner, Schäufele und Grillplatten ins Gesicht, dass es eine wahre, also nicht natürlich, Freude ist. Aber gut, ich mein, nach meinem wirklich stets wenn überhaupt dann nur sehr zurückhaltend geäußerten Dafürhalten sollte es ja gesellschaftliche Konsense geben über das friedliche Zusammenleben in einer aufgeheizten Phase über 30. Also Grad Celsius. Die Ü30-Gesellschaft also habe bitte umgehend darauf zu verzichten, Vanille-Duftbäume in Autos herumzufahren und mittels geöffneter Fenster neben hipper Chartmukke einen allgegenwärtigen Geruch von Weihnachtsbackstube zu verbreiten. Weiters ist spätestens jetzt für alle Liebhaber schwerer Parfums, deren Produktion eigentlich seit dem Milleniumswechsel eingestellt sein sollte, wie „Joop Homme“, „Gaultier Le Male“ sowie weibliche Varianten, die Zeit gekommen, einzusehen, dass man sich für das Tragen dieser … Düfte … ähnlich zu schämen hat wie beim Zahnarzt, wenns zum Frühstück noch schön Zwiebelaufschnitt mit Aioli gab. In der U-Bahn lassen wir den Arm unten. So Zeug. Jetzt kannst du sagen, das ist ja aber alles Zeug, was wegen Luftdings mehr Menschen betrifft und deswegen Rücksicht, da kann dir doch sauber egal sein, ob ein Einzelmensch bei Ü30 ein greißliches Winterfutter in sich reintut. Das ist freilich ein bisschen richtig. Aber … Aber! Was mir eher einleuchten würde, wär, wenn einer sagen tät: Du, das ist halt vielleicht so wie im Arabien mit dem heißen Tee, den trinken die ja da auch wegen Abkühlung dann irgendwie, vielleicht funktioniert das mit dem Döner und dem Schäufele auch so, und in Wahrheit bist du die Angeschmierte. Darauf wüsst ich dann jetzt auch keine schlaue Antwort. Schnell weg: „Gold & Butter trifft Space Jam“ (MUZ, Fürther Straße), „23,4° Sommersonnenwende“ (Stereo, Klaragasse), „We want Revenge“ (Cult, Dooser Straße), „Tonkonzum“ (KK, Königstraße) und am Samstag „AdbK Sommerfest“ (Bingstraße), „Generation Rock“ (Hirsch, Vogelweiherstraße), „Abrakadabra“ (Rakete, ebd.), „Single Party“ (T90, Flughafen), „Reggae hit the Town“ (Zentralcafé, Königstraße). Und der Rest ist, wie letzte Woche schon kundgetan: immer der Nase nach. Äh nein, halt! Den Ohren!