Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Ol' Dirty: Urban, schmutzig und ganz die alte Schule

 Die Hiphop-Szene in Nürnberg, stellten zwei junge Männer fest, ist zwar eine breite, in der jedoch „jeder so sein Ding macht“. Und aus diesem Grund machen Andreas Heidelberger und Dominik Protze jetzt auch ihr Ding.

Das trägt den Namen „Ol’ Dirty Urban Soundbar“ und gewichtige Aufgaben auf den Schultern: Es soll als Kommunikations- und Info-Zentrale dienen, als cooler Hotspot und Heimat der urbanen Szene.In der Weißgerbergasse 16, die zuletzt, genau, das Pik 16 beherbergte, riecht es nach alten Zeiten. Das kommt zum einen von der dringend notwendigen Grundsanierung. Und von Ikonen und Szenerien des Lebensstils, dem Heidelberger und Protze ihre Bar gewidmet haben – Run DMC und Vanilla Ice beispielsweise oder ein bisschen Bronx, an die Wände gebracht von den Lokalmatadoren Björn Rogatti und Julian Vogel.

Dass Konzepte rund um Funk, Soul und Oldschool-Hiphop großen Anklang finden, könne man ja, sagen die Wirtfrischlinge Heidelberger und Protze, an verschiedensten Veranstaltungen wie den Dauerbrennern „Buckshot“ oder der „Superschallplattenshow“ im K-Sechs beobachten. Aber die gibt’s halt nicht so oft. „Gute Musik und gute Gespräche für Menschen unseres Alters“, da fehlte irgendwie die feste Anlaufstelle, so die beiden 31-Jährigen, und wünschen sich, die Nische ab sofort schließen zu können.

„Wir sehen uns als Wirte in der Pflicht, alles dafür zu tun, um die Anwohner nicht zu stören“, betont Dominik Protze, der Veranstaltungskaufmann, der dem ein oder anderen Nachtschwärmer als „DJ Peny“ ein Begriff sein dürfte, und der jetzt „endlich mal einfach nur“ sein Ding machen möchte. Auch Andreas Heidelberger, Hotelfachmann und „ambitionierter Gast“, ist es ein Anliegen, „den Flavour der Weißgerbergasse wiederzubeleben“, dieser wunderschönen Altstadt-Straße, in der „viele unterschiedliche Konzepte ansässig sind, ohne sich gegenseitig etwas wegzunehmen, sondern sich gegenseitig befruchten.“

Definitiv „keine Abrisslocation“ sollen die Gäste hier vorfinden, sondern in erster Linie „Herzblut und Idealismus, den man fühlen kann“. Und, hoffentlich, eine Außenbestuhlung, weil die Weißgerbergasse mit den uralten Fachwerkhäusern, den unzähligen staunenden Touristen und eiligen Passanten einfach zu schön ist, um sie nur nachts kurz zu streifen. So fränkisch-mittelalterlich es vor der Schallschutztüre zugeht, so erdig wird’s dahinter und so knallig im Keller, der, von oben bis unten zugetaggt, mit sehr viel Neon daran erinnert, dass das schon schön war, früher: als eine Bar ohne Schwarzlicht kaum denkbar war, während oben die musikalische Zeitreise läuft.

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