Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Heizhaus Festival 2017

Kunst im alten Heizhaus, die Verquickung von Morsch und Rost und frischem Design – das hatte im vergangene September schon prima funktioniert, als eine rührige Truppe über einen Zeitraum von vier Wochen zum „Heizhaus Festival“ in den Nordostpark lud: Tagsüber Kunst gucken, abends Party machen, die ganze Zeit die ganz eigene Dynamik des leerstehenden, alten Industriebaus genießen. Einwandfrei. Wie wunderbar, dass sich dessen Abriss jetzt unplanmäßig weit nach hinten verschiebt – und damit ein Zeitfenster öffnet, in dem das Heizhaus nochmals Festort sein kann.

„Die Veranstaltung im September lief super – alles hat funktioniert und war gut besucht, die Künstler waren zufrieden“, resümieren die beiden Initiatoren der temporären Wieder- und Neubelebung des Gebäudes, das einst den Industriepark mit Wärme versorgt hatte. Von „Spuren“ aus vergangenen Tagen kann kaum die Rede sein, strotzt doch der Kubus nur so vor Zeichen aufs Damals. Alte Bedienfelder, ausholende Treppen- und Etagenkonstruktionen und nicht zuletzt die riesigen Fenster geben dem Gebäude sowohl den Charme als auch die Atmosphäre, die der Lost-Places-Freund zu schätzt. Jetzt also nochmal mit Leben statt Stillstand. Während die Raumbemalung, mit der bei der letztjährigen Veranstaltung die Wände verziert worden waren, noch da ist, wird sonst alles anders. „Der Fokus hat sich in Richtung Foto- und Videoprojektion verschoben.“ Eins der Herzstücke wird eine Slideshow alter Glasnegative, sogenanntes „found footage“ sein: Motive aus den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, „die über ein paar Ecken zu uns gekommen sind“, zeigen Szenen aus der Region, die ein unbekannter Fotograf einst eingefangen hat. Darunter auch solche während der Faschingszeit, welche aus heutiger Sicht etwas skurril anmuten mögen. Im größeren der beiden Räume laufen zusätzlich zur Schwarz-Weiss-Raummalerei von Johannes Stahl und dem Wandbild von Kristina Tautz, Sebastian Fuchs und Orgil Angarag Videoprojektionen sowie elektronische Klagexperimente mit Drummachine, Loopstation und anderen Klangerzeugern, die von 18 bis 20 Uhr „langsam in einen Barabend überführen.“ Die obligatorische Party, die an den vier Terminen der letzten Veranstaltungen schon zahlreiche Besucher an den Standrand lockte startet mit 21 Uhr früher als zuletzt und steht unter dem geheimnisvollen Motto „Envoie le bois!“. Wörtlich übersetzt bedeutet der aus dem Holzstammweitwurf stammende Ausdruck „Schick das Holz!“, was wenig Sinn ergibt. Mit der umgangssprachlichen Bedeutung „Gib alles!“ sieht das schon anders aus, und so bleibt zu erwarten, dass bei der mit von WindHund mit Visuals begleiteten Tanzveranstaltungen zwischen Funk, Disco, House und Techno das Heizhaus nochmal zu alter Bestimmung zurückgeführt werden darf.


„Heizhaus Festival“, Samstag, 11. Februar, Nordostpark 72 (Bus 30/ 31 von Hernnhütte,Haltestelle Nordostpark Mitte); Ausstellung 16-20 Uhr, Elektronische Klangexperimente 18-20 Uhr (Eintritt frei), Party „Envoie le bois!“ ab 21 Uhr (Eintritt 10 Euro), www.facebook.com/heizhaus.festival