Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

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Oropa - The Sound of the Black Sea

Eine spannende Fusion aus traditionell lasischen und europäischen Klängen – das ist es, was die Musiker Musa Karaalioglu und Gottfried Rimmele mit ihrem Projekt „Oropa – the Sound oft he Black Sea“ versuchen. Das tun sie so bezaubernd, dass sie am kommenden Samstag eingeladen sind, im Rahmen des Nürnberger „Folk Clubs“ zu konzertieren. Eine besondere Ehre, treten doch hier eigentlich nur Künstler gewissermaßen klassischer Folkmusic-Nationalitäten auf. Neben Iren, Schotten oder US-Amerikanern präsentieren die Außenseiter nun Volksmusik im herkömmlichen Sinne, wenngleich aus einer ungewöhnlicher Region. Die eine so ungewöhnliche wie tragische Geschichte hat.  Davon kann Musa Karaalioglu viel erzählen. Denn die Lasen, denen der 60-jährige Leiter des Kulturladens Ziegelstein angehört,  sind eine ethnische Minderheit am Schwarzen Meer, die lasische Sprache eine, die weder mit der türkischen noch der griechischen verwandt ist, sondern gemeinsam mit dem Georgischen, Swanischen und Mingrelischen die südkaukasische Sprachfamilie bildet. So nimmt es kaum Wunder, dass Karaalioglu, der in den 80er Jahren „rechtzeitig vor dem Putsch“ aus der Türkei nach Deutschland floh, in seiner Musik seine eigene Geschichte verarbeitet. Als „Volks- und Protestmusik“ bezeichnet er seine Kunst, die von Kultur und Sprache und deren Verbot handelt. Gottfried Rimmele hingegen, bis 2012 Leiter des „Südpunkts“ sagt, er bediene „musikalisch schon immer eine Nische“. Neben dem Blues, dem er sich mit Klaus Brandl widmet, sind es Klezmer oder Gipsy Swing, in denen der 67-Jährige sich wohlfühlt. Eine „richtige Paukerei“ war es dennoch, sagt Rimmele, Musa Karaalioglus Bitte nachzukommen, dessen Stücke neu  und für europäische Ohren zu arrangieren. Denn andere Kulturen haben andere Skalen, also Tonleitern, die für uns seltsam klingen oder mit hiesigen Instrumenten nicht oder nur schwer reproduzierbar sind. Oder statt des uns bekannten Ein- oder Viervierteltaktes plötzlich Fünf- oder Siebenvierteltakte. „Schwierig für die europäische Harmonielehre“, sagt Geiger Rimmele, doch er habe nach und nach alle Stücke Karaalioglus reformiert und neu gestaltet. „Wir sind ein totale Fusionsprojekt“, so Gottfried Rimmele, der versucht habe, sich der Musik Karaalioglus „so gut wie möglich anzunähern“ und damit etwas Neues entstehen zu lassen. Warum das zu einem Konzertabend im „Folk Club“ passt? „Es ist doch im Prinzip die gleiche Herangehensweise: Man nimmt Musik mit Lokalkolorit und erneut die“, findet Rimmele. Fand auch Wolfgang Sendhardt, der 2016 in den Ruhestand verabschiedete Leiter des Loni Übler Hauses, der bei der Premiere von „Oropa“ im Zeltnerschloss vor zwei Jahren so begeistert war, dass er die Fusionsmusiker direkt zum „Folk Club“ einlud – für den November 2016, so lang nämlich ist die Planungs- und Warteliste der monatlichen Konzertreihe. Ein weiteres Indiz dafür, wie besonders „Oropa“ ist, wie gespannt man sein darf auf Klavier und Stimme, Gitarre und Geige, auf Projektionen internationaler Musiker, auf Musa Karaalioglus lasischen Gesang und die geschickt eingeflochtenen Übersetzungen. „Die Besucher“, sagt Karaalioglu, „dürfen sich freuen auf eine spannende Begegnung.“ Mit einer Musik, ergänzt Gottfried Rimmele, „die aus einer Region kommt, die die Menschen hier kaum kennen.