Katharina Wasmeier

Freie Journalistin, Autorin, Lektorin, Nürnberg

1 Abo und 4 Abonnenten
Artikel

Bar Europa: Klassische Cocktails in gediegener Atmosphäre

„Ich habe mein Handwerk ganz konservativ und piefig gelernt“, sagt Karel Jahns. „Und wenn du das drauf hast, dann kannst du immer noch auf cool machen.“ Dass der 44-Jährige Barmixer das gar nicht nötig hat, zeigt der langjährige Erfolg seiner „Bar Europa“. Seit zehn Jahren dient die als feste Anlaufstelle für Cocktail-Freunde – die sich jetzt allerdings an eine neue Route gewöhnen müssen: Ende März bezogen Karel Jahns und sein Team neue Räume in der Inneren Laufer Gasse. Aber keine Sorge – es wird zwar alles anders, aber eigentlich bleibt alles gleich.

 Schon länger sei die Situation in den bisherigen Räumen im Erdgeschoss des Krakauer Hauses insofern problematisch gewesen, als ein großes Ungleichgewicht bestanden habe, erzählt Jahns. „Unter der Woche finden die Leute da irgendwie kaum hin, während wir am Wochenende Gäste wegen Überfüllung wegschicken mussten.“ Da kam die Lösung, und die trug Hut, und jetzt passt alles ganz wunderbar zusammen: Im Stammhaus der Traditionshutmacherei „Brömme“ fand die Bar Europa einen Platz, der, so scheint es, eigentlich nur auf Karel Jahns gewartet hat, „weil der Stil des Hauses so gut zu unserem eigenen wertekonservativen passt“, sagt der Bar-Mixer, der sich nach siebenjähriger Barchef-Tätigkeit im „Gelben Haus“ 2004 selbstständig gemacht und sein Leben endgültig der hohen Kunst des Spirituosen-Komponierens verschrieben hat. Von Denkmalschutz und freigelegtem Sandstein erzählt er, und dass eine Bar für ihn nicht primär zum Alkohol trinken da ist, sondern, um eine Auszeit vom Alltag zu nehmen, um sich zu Hause und aufgehoben und beschützt zu fühlen von der gediegenen Atmosphäre. So ist auch die neue Bar mit 90m² zwar doppelt so groß wie die bisherige, was aber dank verwinkelter Aufteilung von Gastraum bis zum „Herrenzimmer“ (dem einzigen Bereich, bei dem sich Jahns im Gegensatz zum restlichen, sehr ruhig gehaltenen Interieur eine „optisch laute Mischung“ gegönnt hat) kaum auffällt. Trotz des vielen dunklen Holzes ist dank vollverglaster Front alles gar nicht bedrückend, sondern hell und offen – im wahrsten Sinne des Wortes, können die Fenster doch bei gutem Wetter geöffnet und so die (ebenfalls neu und längst überfällig!) bestuhlte Außenfläche quasi nach innen hin erweitert werden. Dass man sich da dem Tagesgeschäft nicht länger verschließt – logisch. Bereits ab 11.30 Uhr dürfen die Gäste hier Mittagspause machen oder den Nachmittag genießen, mit „einer Art von Küche, die aber eher so als Ergänzung dient“, so Jahns, und meint Tapas, Antipasti und süße Teilchen. Mit dem Kerngeschäft geht’s dann um 17 Uhr los, wenn der Maestro mit seinem erfahrenen Bar-Chef Saša Sarandoski (31) beginnt, in seinem „60er-70er-Jahre-Ding“ das zu tun, wofür man ihn so schätzt: mixen, schütteln, rühren. Die 250 Drinks der Karte, die „einen kleinen Querschnitte dessen bietet, was so möglich ist“, beherrscht Jahns „an guten Tagen auswendig“; manche, meint er, wehren sich, die muss er immer wieder nachgucken. Aber alle vornehmlich an Klassikern wie Trader Vic orientierten Drinks „schmecken so, wie sich das gehört, und nicht wie halt der Eberhard aus dem Bistro Harlekin sich den Maitai überlegt“, schmunzelt Jahns. Und würde sich noch mehr freuen als ohnehin schon, wenn das Ordnungsamt ein kleines Zugeständnis macht: den herrlich romantischen Hinterhof zur Benutzung freizugeben, ein Kleinod, das „mit altem Brunnen und 25 Plätzen ein wahrer Ort der Geborgenheit ist.“ 


Bar Europa, Innere Laufer Gasse 31, 90403 Nürnberg, Tel.: 0911 / 2355363, ÖZ Mo-Sa 11.30-1 Uhr, www.bar-europa.de

Zum Original