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Heroin und Koks: Berlin steuert auf Rekord bei Drogentoten zu

Seit 2019 ist die Zahl der Kokain- und Herointoten in Berlin stetig gestiegen. Sind im Jahr 2019 noch 215 Menschen an diesen Substanzen gestorben, waren es 2022 bereits 230 und im Jahr 2023 allein bis Ende Juli bereits 150 Tote, wie aus einer Antwort der Senatsgesundheitsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage von Vasili Franco (Grüne) hervorgeht. So kündigt sich bereits ein trauriger Rekord für das aktuelle Jahr an.

Die Zahlen berücksichtigen dabei noch nicht einmal die verstorbenen Crack-Konsumenten. „Crack wird aus Kokain und aufgekochtem Natriumhydrogencarbonat hergestellt und hat an der Luft eine sehr kurze Haltbarkeit, bevor es chemisch wieder zerfällt", hieß es in der Antwort. Todesursächlicher Crack-Konsum sei deshalb schwieriger nachzuweisen und nicht mit aufgelistet. Dabei konsumierten nach Angaben des Senats zuletzt deutlich mehr Menschen in Berlin die Droge.

Berlin verzeichnet mehr Drogentote und sinkende Behandlungszahlen

Doch während die Totenzahlen durch Drogen steigen, sinken laut der Berliner Suchthilfestatistik (BSHS) seit 2019 die Behandlungszahlen von psychischen und Verhaltensstörungen durch „psychotrope Substanzen" (wie Alkohol, Cannabis und Kokain) in Berliner Krankenhäusern. So wurden 2019 rund 16.700 Fälle behandelt und 2021, die aktuellsten Daten, nur rund 14.100.

Die Berliner Suchthilfe registriert derweil mehr Personen, die wegen Kokain und Crack Hilfe suchen. So stieg die Zahl der Kokain-Konsumenten in der Berliner Suchthilfe von 1813 im Jahr 2019 auf 2263 im Jahr 2022.

Kostenübernahme für nicht versicherte Drogenabhängige: 176 Substitutionen im Jahr 2023

Auch Menschen ohne Krankenversicherung sollen eine Substitutionsbehandlung erhalten können. (Bei einer Substitutionsbehandlung wird das Heroin durch eine verschriebene Substanz ersetzt). Nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung können nicht (ausreichend) Versicherte die Kosten übernehmen lassen. Dafür gebe es sogenannte Clearingstellen. Eine soziale Beratung versuche zuerst eine Krankenversicherung zu organisieren, erst wenn dies zeitnah nicht möglich sei, würden die Kosten übernommen.

Im Jahr 2022 wurden lediglich die Kosten von 186 Betroffenen übernommen. 2023 sind es 176 Personen, davon wurden allerdings 60 Substitutionsbehandlungen nicht eingelöst. Eine übernommene Substitution kostet im Mittelwert rund 934 Euro - darin sind ärztliche Leistungen, Medikamente und Laborkosten enthalten.

119 Berliner Ärzte können Substitutionsbehandlungen durchführen

Für die Substitutionsbehandlung sind in Berlin laut der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin 119 Ärzte aktiv. Dem Senat ist allerdings nicht bekannt, wie viele von ihnen Selbstzahler und Patienten ohne Krankenkasse behandeln. Ein weiteres Problem: Für die Behandlung von Kokain und Crack ist in Deutschland bislang wegen mangelnder Evidenz kein Medikament zugelassen. Stattdessen sind niedrigere Zugangsbeschränkungen zu Drogenkonsumräumen beabsichtigt. Auch Rauchzelte werden geprüft.

Drogenproblem in Berlin: Einige Fragen bleiben offen

Die Senatsgesundheitsverwaltung konnte nicht alle Fragen der parlamentarischen Anfrage beantworten. Es gibt nach Angaben des Senats zwar viele niedrigschwellige Angebote für Suchtkranke in Berlin, es fehlen allerdings auch viele relevante Daten, um diese auszuwerten.

So ist dem Senat nicht bekannt, wie viele süchtige Personen vom Berliner Suchthilfesystem an die Suchtambulanz für die Substitutionsbehandlung überwiesen wurden. Es liegen dem Senat keine Daten dazu vor, wie viele Prozent der Menschen in einer Substitutionsbehandlung eine Krankenversicherung vorweisen, selbst zahlen oder die Kosten übernommen bekommen. In wie vielen Fällen die Behandlung erfolgreich ist, konnte der Senat ebenfalls nicht beantworten.

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