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Das Münchner Projekt „Juno" unterstützt geflüchtete Frauen

Die Leiterin des Projekts "Juno" Britta Coy (Mitte) zusammen mit geflüchteten Frauen. (Foto: Robert Haas)

Das Münchner Projekt "Juno" unterstützt geflüchtete Frauen. Bei einem Besuch des Innenministers wollen sie zeigen, welchen Beitrag sie leisten könnten - und stellen auch Forderungen.

Sie haben hier viele neue Menschen kennengelernt und Freunde gefunden, berichten Masume und Habibe Jafari. Sie sitzen im Kulturhaus Luise und warten darauf, dass das Projekt "Juno: Eine Stimme für geflohene Frauen" vorgestellt wird. Die beiden afghanischen Frauen gehen regelmäßig zu den Veranstaltungen, jeden Dienstag treffen sie sich im Frauen-Café von Juno. Dort können sie quatschen, Spiele spielen, ihr Deutsch testen oder sogar boxen. "Das habe ich hier zum ersten Mal gemacht", sagt die 29-jährige Habibe.

Geflüchtete hätten kaum Begegnungsorte mit Einheimischen, sagt Britta Coy. Sie ist die Projektleiterin von Juno, das vom Verein für Fraueninteressen getragen wird. Die Frauen sollen in einem geschützten Raum die deutsche Sprache üben - und ihre Probleme für einen Moment vergessen. Mit offenen Treffen, verschiedenen Sport- und Kulturangeboten, Besuchen bei Ausbildungsmessen und Workshops unterstützt das Projekt die Integration.

Seit diesem Jahr werden die Frauen auch ermuntert, sich selbst ehrenamtlich zu engagieren. Zugangsvoraussetzungen gibt es nicht, jede Frau ist willkommen.

Seit 2016 ist das Projekt aktiv, am Anfang waren 40 Frauen dabei, inzwischen sind es 800 - plus ihre Kinder. Juno wird vom Freistaat Bayern mit 118 000 Euro unterstützt. Die Zuschläge des Innenministeriums und der Stadt seien "extrem wichtig", sagt die Leiterin. Selbst mit weiteren Spenden und der Unterstützung einiger Stiftungen "reiche es hinten und vorne nicht". Seit Langem seien sie an ihrer Kapazitätsgrenze.

Es gebe zu wenige solcher Projekte, gerade im ländlichen Raum, sagt Coy. Dabei seien diese wichtig, um Ängste und Vorurteile abzubauen. "Die Leute, die am lautesten schimpfen, haben am wenigsten Kontakt." Um auf sich aufmerksam zu machen, präsentiert sich das Projekt im Kulturzentrum Luise, am Freitag kam der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der auch für den Bereich Integration zuständig ist, auf einen Besuch vorbei. "Ich hoffe, dass er sieht, wie viel wir durch vertane Chancen für unsere Gesellschaft verpassen", sagt Coy, "und wie viel unsere Frauen einbringen könnten, wenn die Rahmenbedingungen passen." Es wäre schön, so die Leiterin, "wenn es so einfach und flexibel gehandhabt wird, wie bei den ukrainischen Geflüchteten".

Die bayerische Integrationspolitik mache ihre Arbeit nicht einfacher, kritisiert Coy. Viele Geflüchtete würden Monate und Jahre verlieren, bis sie Deutschkurse machen oder arbeiten dürften. "Kein Wunder, dass es da Missmut in der Gesellschaft gibt."

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