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Handwerk: Werkstätte und Kampagnen für Fachkräfte

Die Betriebe in Deutschland und im Rhein-Main-Gebiet leiden unter einem akuten Fachkräftemangel. Schulabgänger streben immer öfter eine akademische Laufbahn an. Um einen Richtungswechsel zu bewirken, braucht es ein Umdenken. Das haben Susanne Haus, Präsidentin der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, und Frank Dievernich, Präsident der Frankfurt University of Applied Science, bei einer Podiumsdiskussion mit Auszubildenden der Organisation Yourpush vergangene Woche in Frankfurt verdeutlicht.

Im Jahr 2020 fehlten in Hessen demnach 29 000 Fachkräfte, diese Lücke solle sich in den nächsten Jahren weiter vergrößern. Das könnte zu einem Problem werden, fürchtet Susanne Haus, schließlich seien die Klimaschutzziele ohne das Handwerk nicht zu erreichen „Wir brauchen Fachkräfte, die die Technologie aufbauen, einbauen und warten."

Neben der niedrigen Geburtenrate sei die Fachkräftelücke eine Folge sinkender Wertschätzung für Handwerksberufe, so Haus. In Arbeitskleidung würde man „despektierlich betrachtet“, dass müsse sich ändern. Die niedrige Zahl von Frauen in den Berufen erklärt sie sich unter anderem damit, dass sie nicht ausreichend über die Berufe informiert würden.

Auch die Familien haben laut Haus einen Einfluss auf die Entscheidung der Kinder. Doch die wenigsten würden noch mit Eltern aufwachsen, die in handwerklichen Berufen tätig seien. Um ihnen den Weg ins Handwerk zu ermöglichen, müsse es Werkstätten und Werklehrer in den Schulen geben, forderte der Uni-Präsident Frank Dievernich. Außerdem müsse man Eltern mittels Informationskampagnen informieren und Lehrer abseits des akademischen Karriereweges einstellen, um junge Menschen von der Attraktivität des Berufs zu überzeugen.

Welche Berufe von jungen Menschen angestrebt werden, hängt auch mit der Bezahlung zusammen. Im Durchschnitt verdienen Akademiker in ihrem Erwerbsleben deutlich mehr als Fachkräfte. Haus und Dievernich erwarten, dass die Gehälter in den handwerklichen Berufen in den nächsten Jahren steigen werden. 

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