Katharina Schuster

Freie Journalistin und Nachrichtenredakteurin

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Wie vier Frauen der Ukraine-Krise mit Musik begegnen

Melanka Prioschick (rechts) ist eine ukrainisch-deutsche Violinistin und Sängerin. Quelle: Snir Oron

Vier Musikerinnen mit ukrainischen Wurzeln nutzen Musik, um ihre Ängsten und ihre Wut über den Krieg in ihrem Land zu verarbeiten. Was sie über den Russland-Ukraine-Konflikt denken.


Musizieren gegen Sorgen und Ängste - für Melanka Piroschik ist Musik eine Möglichkeit, ihren persönlichen Schmerz und ihre Wut auszudrücken. Gleichzeitig will sie für die Menschen in der Ukraine sprechen, die ihrer Meinung nach zu wenig Gehör finden.


Piroschik fühlt sich durch Musik der Ukraine nahe

Die Violinistin und Sängerin spielt am liebsten Volkslieder und ukrainische Folklore. Auf diese Weise lebe sie die Tradition ihrer Eltern und Großeltern weiter, fühle sie sich ihrer Familie nahe. Die war Anfang der 1990er-Jahre aus der Westukraine nach Deutschland gekommen.

Piroschik wurde in Deutschland geboren, wuchs aber zweisprachig auf. Schon als Kind sang sie gemeinsam mit ihren Eltern. Noch immer habe sie viele Freund*innen und Familie vor allem in der Westukraine.


Die Lage in der Ukraine besorgt die 28-Jährige. Gleichzeitig warnt sie davor, zu vergessen, dass dort schon seit 2014 Krieg herrsche. "Mein Onkel war 2014/2015 an der Front in der Ostukraine", erzählt sie.


Sadovska: Musik für Freiheit und Demokratie

Mariana Sadovska findet in der Musik Halt - vor allem durch die Unterstützung anderer Musiker*innen aus Deutschland und der Ukraine.


Als deutsch-ukrainische Musikerin wolle sie vor allem ihre Kultur greifbar machen und für sie begeistern. "Die Ukraine hat eine unfassbar reiche und vielfältige Kultur", erzählt Sadovska, die ursprünglich aus Lwiw in der Ukraine kommt.

"In meinem ganzen Leben, in meiner künstlerischen Arbeit, habe ich versucht, diese Liebe zu dieser reichen Kultur zu teilen mit Musikern und Musikerinnen aus Deutschland und aus der ganzen Welt."


Sadovska spielt Musik für Demokratie

Heute lebt die 50-Jährige mit ihrer Familie in Köln. Stündlich checke sie die Nachrichten. Regelmäßig vergewissere sie sich, ob ihre Familie, ihre Freund*innen und Kolleg*innen in der Ukraine noch in Sicherheit seien.


Im Kern ginge es ihrer Ansicht nach weder um die Nato, noch um die Beziehungen zwischen Russland und den USA. "Es geht um unsere tragische Geschichte, in der die Ukraine einen Nachbar hat, der seit Jahren versucht, unsere Kultur zu vernichten."

Deshalb sei es ihr auch ein Anliegen, durch ihre Musik "für Demokratie und Freiheit, gegen Diktatur" zu kämpfen.


Leléka: "Ich bin tiefst unruhig"

Viktoria Leléka ist ebenfalls leidenschaftliche deutsch-ukrainische Musikerin. Bis zu ihrem 25. Lebensjahr lebte sie in der Ukraine. Angesichts der aktuellen Lage ist sie in Sorge um ihre Freund*innen und Familie vor Ort.


"Meine Musik hilft mir natürlich, weil wenn ich ukrainische Lieder in Deutschland singe, dann leiste ich meinen Beitrag dazu, dass die ukrainische Kultur mindestens im Ausland das Recht auf Existenz bekommt", sagt Leléka.


"Mein größter Wunsch jetzt wäre, dass Europa sofort größte, strengste Sanktionen gegen Russland vornimmt."


Gryniva: "Ich habe Angst um meine Freunde"

Aufgewachsen in der Ukraine und in Deutschland sucht Ganna Gryniva nach Wegen, ihre verschiedenen kulturellen Wurzeln zum Ausdruck zu bringen. Mit 13 Jahren emigrierte sie nach Deutschland. Heute lebt die Sängerin, Komponistin und Pianistin in Berlin.


Die aktuelle Lage mache Gryniva sehr wütend. Mit der Ungewissheit, was mit ihrer Familie und Freund*innen passieren wird, fühle sie sich ausgeliefert.


"Ich wünsche mir, dass die Menschen sich mit uns solidarisieren und nicht wegschauen. Die Ukraine darf in diesem Konflikt nicht alleine sein."


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