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Die Bookstagram-Bewegung inszeniert ihre Heim-Bibliotheken

Instagram-Nutzer haben das Buch als Accessoire fürs Zuhause entdeckt und zelebrieren historische ­Bibliotheken und ­kleine Buchläden. Wie wichtig ist noch, was zwischen den Buchdeckeln steckt?


"Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seine Böden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken." Wer jemals zu Besuch bei einem bekennenden E-Book- oder gar Nichtleser war und sich angesichts der Abwesenheit gedruckter Worte zwischen Buchdeckeln irritiert umsah, weiß, was Hermann Hesse damit meinte. So vieles bleibt dem Gast vorenthalten, wenn es keine Bücher gibt: Das Streifen des Blickes über die Titel in den Regalen und der fast automatische Versuch, das System ihrer Anordnung zu durchschauen. Die Entdeckung besonders lädierter und vermutlich besonders geliebter Exemplare. Das Blättern im wie zufällig daliegenden Bildband auf dem Beistelltisch. Die vielen Gespräche, die sich aus all diesen Beobachtungen ergeben. Und die dadurch immer länger werdende „Muss ich (wieder) lesen"-Liste.


All das ist den Gästen von Johanna Flock vergönnt. Hunderttausende schauten sich schon die Buchrücken ihrer Hausbibliothek in ihrem Kölner Wohnzimmer an. Aber nur durch die Bildschirme ihrer Smartphones und Tablets: Seit 2019 betreibt Flock auf Instagram die Seite @prettybookplaces. Mit Fotos und Videos von schönen, ganz im Sinne Hermann Hesses reichen Häusern, Räumen und Orten hat die Seite bisher 265 000 Follower angelockt. Die Aufnahmen von Bücherregalen in Privatwohnungen, historischen Bibliotheken wie der österreichischen Stiftsbibliothek Admont, unabhängigen Buchläden und Buchcafés von Paris bis Zürich und Stillleben, deren zentrales Motiv mindestens ein Buch ist, produziert Flock überwiegend selbst; 20 Prozent stammen von anderen (Hobby-)Fotografen.


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