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Sich selbst am nächsten

Bild: NINA AHN

Glückliches Alleinsein: Aus Südkorea kommt die Honjok-Bewegung, deren Anhänger einen Stamm für eine Person bilden. Aus dem Single-Trend ist auch bei uns eine Lebenshaltung geworden.

Unlängst teilte sich die Welt am Valentinstag wieder in drei Lager: Die einen trumpften mit rührselig-romantischen Geschenken und Liebesbekundungen auf. Die anderen mokierten sich über den Marketingcoup der Blumen- und Schmuckindustrie. Und wieder andere winkten nur gelangweilt ab: Über den Valentinstag wurde nun wirklich alles gesagt und geschrieben, was einem so einfallen kann. Dabei war der Tag danach viel spannender: Er würdigte als „Singles Awareness Day", 2005 ins Leben gerufen, nämlich die Alleinstehenden der Welt.

Dafür gebe es gute Gründe, sagt die amerikanische Psychologin und Autorin Bella DePaulo. Sie forscht seit Jahrzehnten über Singles. Das Alleinleben stärke persönliches Wachstum, berufliche Ambitionen und Spiritualität. 2016 wies DePaulo auf einem Kongress fast prophetisch darauf hin, dass vor lauter Angst vor der Einsamkeit die Vorteile des Alleinseins oft unerwähnt blieben. Fünf Jahre und eine Pandemie später scheinen ihr Schlagzeilen über eine drohende „Epidemie der Einsamkeit" Recht zu geben. Jeder neue Lockdown berge die Gefahr von Vereinsamung und Depressionen, heißt es immer wieder. Und obwohl hierzulande fast 18 Millionen Menschen als Singles leben, gilt ihr Dasein noch immer als bedauernswert.

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