#Aufschrei, #Neuland, #GERARG - um Himmelswillen, was würden wir ohne Hashtags tun? Wie haben wir unseren Tweets, Postings und Instagrambildern früher nur Nachdruck verliehen, als es sie noch nicht gab, die Hashtags. Ach ja, richtig: Die gibt es ja schon seit Rechtsanwalt, Blogger und Netz-Aktivist Chris Messina im Jahr 2007 vorschlug, die Raute zur Verschlagwortung von Begriffen auf Twitter einzuführen.
In den sieben Jahren seines „Lebens" in der sozialen Welt hat es das Hashtag (ja, ein Neutrum) weit gebracht. Die Grenze zwischen seiner Existenz in den sozialen Medien und dem realen Leben ist längst überschritten. Gesellschaftliche Großereignisse (fifa2014) finden quasi kaum noch ohne Hashtags statt. Bei Fernsehsendungen (#Tatort) ebenfalls sehr beliebt, lässt es sich herrlich mit jedermann über Schreckensmomente und Kuriositäten zwitschern.
Hashtags, die auf Twitter, Instagram und auch Facebook regelrechte Wellen auslösen, und bei deren Gebrauch die Grenze zwischen digitaler und realer Welt verschwimmen, widme ich heute dieses kleine „Who-is-Who".
Besonders beliebt innerhalb der Foto- und Video-Sharing App Instagram sind die folgenden Hashtag-Evergreens:
#FromWhereIStand Habt ihr euch schon mal gefragt, warum Menschen ihre Füße und das was drum herum zu sehen ist, fotografieren? Ein klarer Fall von:#FromWhereIStand
1.023.783 Bilder findet man (Stand heute, es werden sekündlich mehr) auf Instagram zu diesem Hashtag, das zeigen soll, was es Aufregendes zu sehen gibt - dort, wo wir gerade stehen. Wieso, weshalb, warum man das braucht? Na, ist doch total interessant, wo Menschen so herumstehen: in der U-Bahn mit lecker-klebrigem Kaugummi auf dem Boden, im Park, im See... Nein, aber jetzt mal ehrlich: Für einrichtungs- und modeaffine Menschen macht dieses Hashtag tatsächlich Sinn, um den tollen Parkettboden, oder die neusten Sneaker zu präsentieren.
Stichwort Mode - dazu zählt dann auch folgendes Hashtag: #ootd. Da sollte sich keiner schämen, erst einmal die Suchmaschinen des Vertrauens zu konsultieren, zwecks Bedeutung dieser Buchstabenfolge. #ootd ist die Abkürzung für #OutfitOfTheDay und bündelt unter sich genau das: die Kleiderwahl! Wen das interessiert? Eine ganze Menge Menschen, die auf Instagram Personen nur aus dem Grund folgen, um zu sehen, was sie täglich aus ihrem Kleiderschrank ziehen.
Das Hashtag-Karussell dreht sich weiter und beschert uns ein wahrhaft kurioses Phänomen: Die #thighgap (nicht zu verwechseln mit #hotdogsorhotlegs, da ging es zwar auch um Beine, aber die sind hier nicht gemeint). Die #thighgap bezeichnet eine Lücke zwischen den weiblichen Oberschenkeln. Diese ominöse „Gap" - die, unabhängig von Magerwahn, entweder anatomisch vorhanden ist, oder eben nicht - löste eine derartige Kontroverse aus, dass sich Instagram redlich bemühte, den Hashtag #thighgap zu verbannen. Unter #thighgaps finden sich allerdings noch genügend dünne Beinchen.
Dagegen hält das Hashtag #YouDidNotEatThat. Von zahlreichen Blogs wurde das Phänomen dankbar aufgenommen, um zu konstatieren, dass die ganzen Fashion-Sternchen, die sich mit köstlichem Essen fotografieren, dieses in Anbetracht ihrer Figur wohl kaum gegessen haben. Mittlerweile verfügt der beliebte Hashtag sogar über einen eigenen Instagram-Account und bündelt #YouDidNotEatThat-Bilder.
Erwähnte ich schon, dass es durchaus skurrile Hashtags gibt, die großen Anklang finden? Inwieweit #Riccing uns weiterbringt, wird sich mir wohl nicht mehr erschließen. Es sei denn, ein Einbrecher stürmt die Wohnung und man schafft es, dank ausgeklügelter #Riccing-Praxis, sich in eine Truhe zu zwängen. Aber mal von vorne: #Riccing wurde von der Schauspielerin Christina Ricci ins „Netz" gerufen, die mit ihren 1,55 Metern Körpergröße beweisen wollte, dass sie überall reinpasst. Kühlschränke, Schubladen, Körbe, Truhen - die Netzgemeinde macht es nach. Da wäre doch mal der Hashtag #OhneSinnUndVerstand angebracht, oder?
Sehr viel sinnvoller ist da das Hashtag #BringBackOurGirls und #BringTheChildrenHome. Anlass war die Entführung von 200 nigerianischen Mädchen im April 2014 durch Milizionäre der terroristischen Gruppe Boko Haram. Prominente und Betroffene riefen zur Solidarität auf. So auch Das Erste
Befreien wollte sich auch Katie Notopoulos und zwar von Männern, die ihr auf die Nerven gingen - auf Twitter. Mit #UnFollowAMan hat sie eine Bewegung ins Leben gerufen, der ich höchstens mit einem lachenden und einem weinenden Auge nachkommen könnte. Alle männlichen Follower entfolgen? Das könnte ich nicht, der Dennis Horn, der würde mir auf Twitter schon irgendwie fehlen ;-) Aber Katie hat teilweise schon recht, wenn sie sagt: "Well, your tweets made me want to run into the server room at Twitter HQ and rip out every cord" Wer Tipps von der Profi-Entfolgerin möchte, bekommt diese detailliert über ihren Twitteraccount @katienotopoulos.
Bei all diesen Hashtag-Phänomenen scheiden sich wohl die Geister. Aber eins steht doch fest: Ohne sie wäre das Social Web ein Stück weit langweiliger...