Katharina Kugelmeier

Journalistin / Redakteurin / PR / Social Media / Texterin, Roth

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Kolumne

Hartmut hat Mut

Hartmut Mehdorn wird neuer Chef des Pannenflughafens BER. Kaum eine andere Meldung der letzten Wochen wurde medial derart ausgeschlachtet wie diese. Ist die Entscheidung, den allgemein als undiplomatisch bekannten Sanierer in eine Position mit mehreren uneinigen Parteien zu setzen, wirklich richtig?

Mit Verspätungen kennt Mehdorn sich seit der Deutschen Bahn bekanntlich aus. Seither ist allerdings auch bekannt, dass er sich mit nahezu grenzenloser Selbstsicherheit nicht von lautstarker Kritik aus der Ruhe bringen lässt. Mit Milliardengräbern kennt er sich auch aus, schließlich wurden das Chaosprojekt Stuttgart 21 und der Berliner Hauptbahnhof auch während seiner Zeit bei der Deutschen Bahn initiiert. Gut, Stuttgart 21 ist bis heute noch nicht fertiggestellt, aber zumindest der Hauptbahnhof wurde – wenn auch mit der obligatorischen Verspätung – eröffnet. Um Zeit und Geld zu sparen wurde zwar einfach das Dach verkürzt und verändert, aber ein Dach hat der Flughafen BER ja zum Glück schon. Beim nächsten Sanierungsauftrag der stark angeschlagenen Air Berlin zeigte er erneut sein Können. Gehälter wurden gekürzt, Flugstrecken zusammengelegt und Stellen abgebaut. Bewährte Möglichkeiten wurden ausgeschöpft und arabische Investoren ins Boot geholt. Und um noch etwas Geld in die Kassen zu holen, verklagte er kurzum den Flughafen BER auf Schadensersatz für die verspätete Eröffnung. Ja, genau, er verklagte seinen neuen Arbeitgeber! Sieht man daran, wie groß die Verzweiflung der Betreiber des Flughafens BER gewesen sein muss, überhaupt einen willigen Prügelknaben zu finden? Vielleicht, aber eines steht jedoch außer Frage: Ein Mann wie Mehdorn, der bewiesen hat, sich von Kritik nicht kleinkriegen zu lassen und der in seinem gesegneten Alter von 70 Jahren schon mehrere Desaster überlebte, hat nichts mehr zu verlieren. Aber dafür einen umso größeren Ansporn, nämlich wie Phoenix aus der Asche zu steigen und allen Widersachern zu beweisen: Ich kann zwar nicht pünktlich, aber ich kann!