Nach 29 Stunden im Tiertransporter ist Schluss. Dann müssen Rinder für 24 Stunden raus aus dem Lkw und bekommen Futter und Wasser. So ist es innerhalb der Europäischen Union geregelt. Und das gilt auch für Rinder-Exporte in Staaten außerhalb der EU. Weil die Vorgaben aber nicht immer eingehalten werden, genehmigen die meisten Veterinärämter solche Exporte nicht. In Schleswig-Holstein sind sie zum Beispiel seit Anfang vergangenen Jahres verboten. Trotzdem wurden von Januar 2019 bis Februar 2020 mehr als 3.200 Rinder aus Schleswig-Holstein in sogenannte Tierschutz-Hochrisiko-Staaten wie Usbekistan, Marokko oder Libyen exportiert.
Neun von 400 Landkreisen verantwortlichReporter vom RBB und des ARD-Mittagsmagazins haben herausgefunden, dass die Tiere dafür in Bundesländer gebracht wurden, in denen der Export nicht verboten ist. Deutschlandweit sind nur neun von insgesamt 400 Landkreisen für 97 Prozent aller umstrittenen Exporte verantwortlich. Die meisten davon befinden sich in Niedersachsen und Brandenburg.
Landrat Wendt fordert bundesweites VerbotDer Landrat im Kreis Steinburg, Torsten Wendt (parteilos), fordert, dass Exporte in Risikostaaten nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern bundesweit verboten werden: "Das Beste wäre, dass man bestimmte Staaten von Tiertransporten generell ausnimmt, weil die Erfahrung zeigt, dass dort regelkonform Tiertransporte gar nicht stattfinden können." Es reiche nicht aus, die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) aufzufordern, etwas zu unternehmen.
Wendt fordert außerdem, die Debatte über die Zuständigkeit zwischen Bund und Ländern zu beenden. Erforderlich sei unverzügliches Handeln. "Da sehe ich das Land Schleswig-Holstein und die anderen Länder in der Pflicht, dafür Sorge zu tragen - in abgestimmer Art und Weise -, dass diese Transportstrecken kontrolliert und überwacht werden und dass da die Tierquälerei gestoppt wird", forderte der Landrat gegenüber NDR Schleswig-Holstein.