Ohne ein Gespräch kommt Ndeye Yacine Dieng an niemandem hier vorbei: nicht an den Frauen, die Flaschen mit Hibiskussaft füllen und für ein paar senegalesische Francs verkaufen; nicht an den Kindern, die neben dem 100 Jahre alten Baobabbaum spielen, vor dessen bösem Geist eine Mauer schützt; nicht an den Fischern, die sich in Pavillons am Strand über ihre Probleme austauschen.
Dieng ist keine Bürgermeisterin, keine Prophetin, eine besondere Art von Wissen bündelt sie trotzdem. Routiniert führt die 67-Jährige durch Bargny, ein Fischerdorf, etwa 30 Kilometer außerhalb von Dakar, der Hauptstadt Senegals, und zeigt in Richtung der Wellen: Früher, da hätten die Kinder hier am Strand gespielt, für ein ganzes Fußballfeld hatten sie Platz. Doch heute kommt das Wasser bis in die Schlafzimmer, Autoreifen, Bauschutt, Sandsäcke werden herangeschleppt, um die unnachgiebigen Wassermassen abzuhalten. Freunde und Familie geben einander Obdach, zu zehnt teilen sie sich oft ein Zimmer.
Auch Diengs Haus wurde vor ein paar Jahren zerstört. Hilfe bekam sie keine, lediglich Reis schickte die Regierung. Die Mauern baute sie selbst wieder auf. „Sie fragen uns nicht, was wir brauchen", meint Dieng. Sie weiß, dass sie nicht bleiben kann, früher oder später woandershin muss, weg von der Küste. Das Rauschen des Meeres, das für viele für Entspannung steht, klingt für Ndeye Yacine Dieng nach Alarmglocken.