1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Lieferdienst Gorillas: Ende der netten Worte

Was ist los bei Gorillas?

Seit acht Monaten streiken Fahrradkuriere des Lieferdienstes Gorillas in immer wieder, blockieren Lagerhäuser und fordern bessere Arbeitsbedingungen. Sie klagen über dürftige Arbeitskleidung, Unfälle und Rückenschmerzen, fehlende Pausen und mangelnden Brandschutz in Lagerhallen. Die Gewerkschaft ver.di berichtet zudem von fehlenden Gehaltszahlungen.

Mit den Streiks und Blockaden gehen die Gorillas-Angestellten einen in der Branche der Lieferdienste unüblichen Weg. Bei keinem Konkurrenten gab es bisher solche drastischen und wiederholten Arbeitsniederlegungen - auch wenn die oft niedrig qualifizierten Beschäftigten in vielen Unternehmen derzeit anfangen, sich zu emanzipieren und zu organisieren. Die Streiks bei Gorillas sind insofern weit über die Firma hinaus von Interesse.

Das Versprechen von Gorillas ist einfach: Das Unternehmen will Einkäufe innerhalb von zehn Minuten zu Supermarktpreisen liefern. Bestellt wird per App, dann suchen sogenannte Picker in einem Lagerhaus in der Nachbarschaft die Artikel zusammen, Getränke, Fleisch, frisches Obst. Kuriere, sogenannte Rider, liefern die Einkäufe in großen Rucksäcken per E-Bike aus.

Wegen der andauernden Proteste traf sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) schon im Juli mit Beschäftigten. Die Firma setzte kleinere Rucksäcke und ein neues Schichtplanungstool ein - doch die Streiks hielten an und erreichten am vergangenen Mittwoch einen neuen Höhepunkt: Gorillas hatte zahlreiche außerordentliche Kündigungen an Beschäftigte in Berlin und Leipzig ausgesprochen, die im Verdacht standen, gestreikt zu haben. Ver.di spricht von 350 Betroffenen, das Gorillas Workers Collective, ein Zusammenschluss von Angestellten, von "Massenkündigungen" fast aller Beschäftigten in drei Berliner Vierteln. Vor der Firmenzentrale in Berlin kam es zu Protesten. "We fire in 10 minutes", hieß es auf einem Transparent, "Wir feuern in zehn Minuten".


Die Fortsetzung finden Sie hinter der Paywall.

Zum Original