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DATUM Breitengrade #05 Die Klimakrise global erzählt



Liebe Leserin, 
Lieber Leser, 

seit über zehn Jahren schon lebe ich vegetarisch, zeitweise auch vegan. Stecken Sie mich gerne in die Schublade, an die Sie vielleicht denken. Ich gehöre da, glaub ich, wirklich hinein. Fleisch zu essen steht für mich für Vieles, und nichts davon will ich unterstützen: Es verbraucht Ressourcen, die wir nicht mehr haben, trägt zum Klimawandel bei, hat ungerechte Tierhaltung zur Folge. Und ja, manchmal verurteile ich Menschen, die im Jahr 2022 mit all dem Wissen über Fleischproduktion immer noch täglich Fleisch essen. Aber ist wirklich das Fleisch-Essen an sich das Problem? Der neue DATUM Breitengrade Text lässt mich daran zweifeln. 

Fleisch zu essen kann manchmal auch Tiere schützen. Paradox, oder? In Zimbabwe reihen sich immer mehr Dürre-Tage aneinander. Vor allem im Westen des Landes wird es immer schwieriger, Getreide, Früchte, Gemüse anzubauen. Also alles, von dem ich mich ernähre. Mehr und mehr Menschen kehren deshalb zu einer alten Tradition zurück: Sie gehen jagen. Levia Mugande, die Protagonistin unseres Magazintextes, und viele andere Bauern und Bäuerinnen der Tonga-Gemeinde im Südosten Afrikas erlegen Impala – eine häufig vorkommende Antilopenart –, Perlhühner und andere Wildtiere, um sie zu essen und zu verkaufen. Im Rahmen eines von der EU finanziertem ProjektsH bekommen Levia und ihre Nachbarn nun Ziegen zur Verfügung gestellt. Die sollen sie versorgen, damit sie nicht mehr jagen müssen. 

Denn dadurch wird der Wildtierbestand kleiner, das Jagen der Wildtiere illegal. Wildtiere bereichern unsere Natur. Das gilt in Zimbabwe wie auch im Wald hinterm Haus meiner Eltern im kleinen Kärntner Dorf, im Wiener Wald oder in den Gewässern des Neusiedler Nationalparks. Wie spannend sind die Momente im Wald, wo plötzlich ein Reh davonhuscht. Wie magisch war es als Kind den Schmetterling-Schwarm zu beobachten. Heute sehe ich sie seltener.  
Laut IPBES-Bericht (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) von 2019 sind weltweit etwa eine Million Arten in den meisten Tier- und Pflanzengruppen vom Aussterben bedroht. Auch bei uns, tausende Kilometer von Levia entfernt, ist der Wildtierbestand zurückgegangen. Das hänge vor allem mit der intensiven Landwirtschaft zusammen, auch auch der Druck durch Raubfeinde nimmt zu, schreibt der Steirische Jagdverband. Die Universität von Innsbruck hat kürzlich gemeldet, dass die Hälfte der 2.500 Schmetterling-Arten in Vorarlberg gefährdet sind. Was ich als überzeugte Vegetarierin erstmal verdauen muss: Das Fleisch-Essen, die Ziegen, haben Levias Leben besser gemacht und zumindest ein paar Wildtiere gerettet. Nicht das Fleisch-Essen an sich ist das Problem, sondern das Wie und das Warum der Fleischproduktion. 

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre: In diesem Newsletter reisen wir von Zimbabwe nach Schottland, Jamaika, Mexiko und am Ende auch ins Land der Träume!

https://datum.newsletter-service.eu/u/archive/R5fpO8a3hLQBzR4LkdEFdA