Viele
Wege führen nach Santiago de Compostela. Ein Stück des westfälischen Jakobswegs
führt auch durch Geseke und Umgebung. Eine kleine Etappe sind 20 Pilger unter
der Leitung von Beate Lehmenkühler gegangen. Los ging der Weg auf dem
Marktplatz mit dem Pilgersegen. Zuerst quer durch „Gesekes gute Stube“, sagt Beate
Lehmenkühler. Immer wieder erklärt sie unterwegs Gesekes Sehenswürdigkeiten und
ihre Geschichte, denn die Pilger kamen nicht nur aus Geseke, sondern auch aus
Rüthen, Salzkotten oder Erwitte. Die Beweggründe waren dabei so verschieden wie
die Pilger selbst. Für viele war die Pilgerwanderung nur ein spannender
Sonntagsspaziergang. „Ich gehe einfach gerne wandern“, so Pilgerin Brundhilde
Bürger. Die Route führte immer in Richtung der Jakobsmuscheln, die am Wegesrand
hingen. „Die Jakobsmuschel ist mehr als ein Souvenir“, erklärt Lehmenkühler die
Bedeutung des Erkennungszeichens der Jakobspilger. Sie sei sowohl zum
Wasserschöpfen verwendet worden, sei aber auch ein Statussymbol und der Beweis,
dass man den Weg gegangen ist. Pilgerin Christiane Reinke hat ihre
Jakobsmuschel von einem Freund,
der selbst in Santiago de Compostela war. Für sie ist die Muschel ein Startpunkt.
„Der Jakobsweg soll mich von nun an begleiten.“ Die Wanderung in Geseke sei der
Anfang, das Langzeitziel sei aber irgendwann der spanische Pilgerort. Die Idee
sei ihr auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund gekommen. Immer wieder gab
Beate Lehmenkühler spirituelle Impulse, die die Pilger zu Dankbarkeit und Ruhe
anregen sollten. Vorbei an der Seuchenlinde, an der früher eine Jakobuskapelle stand,
führte die Route weiter Richtung Störmede und von dort aus nach Ehringhausen. Zwischendurch
gab es auch immer die Möglichkeit Stempel für den Pilgerpass zu sammeln. Einer
der Pilger hatte davon schon besonders viele. Hartwig Bertram aus Langenstraße
ist schon von Zu Hause nach Santiago gepilgert. „Ich hatte auf dem ganzen Weg
keine einzige Blase“, sagt der 72-Jährige. Den Weg ist er in 4 Etappen gegangen,
manche davon gemeinsam mit seiner Frau. Zuerst von Rüthen nach Köln. Beim
nächsten Mal von Köln bis Trier. Bei seiner dritten Wanderung war er gleich 80
Tage alleine unterwegs, um von Köln nach Pamplona zu pilgern. 2016 sei er dann
im Jahr der Barmherzigkeit
durch die Pforte in der Kathedrale von Santiago de Compostela gegangen. Der
vollkommene Ablass, also die Vergebung aller Sünden, sei ihm damit sicher,
erklärte Lehmenkühler die historische Bedeutung des Pilgerns. Den Ablass gäbe es
in den Gnadenjahren, also immer, wenn der Namenstag des heiligen Jakobus auf
einen Sonntag fällt. Das ist im nächsten Jahr wieder der Fall. Es gäbe auch nicht den einen Jakobsweg,
erklärte sie. Von Geseke seien es aber 2600 Kilometer bis nach Santiago. „Das
Pilgern verändert einen, denn die Gedanken fangen irgendwann einfach an zu
laufen“, erzählt Hartwig Bertram von seiner spirituellen Reise. Er sei durchschnittlich
25 Kilometer am Tag gegangen, da sei viel Zeit zum Nachdenken. Sein nächstes
Ziel sei der Camino de la Costa. Auch für viele andere Pilger war der Geseker
Weg nur der Startpunkt für weitere Wanderungen.
Katharina Böhmer
Freie Journalistin
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