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Oldtimer-Rallye: European Auto Classic Leipzig will Image von Ostdeutschland aufpolieren | MDR.DE

Auch in diesem Jahr sind wieder Oldtimer-Fans aus ganz Deutschland nach Leipzig gekommen, wie hier im Jahr 2017. Bildrechte: European Auto Classics / Friedrich C. Bayer

Nachdem die ursprünglich für 2021 geplante European Auto Classic im vergangenen Jahr coronabedingt ausfallen musste, hat es diesmal geklappt: Insgesamt 67 klassische Automobile aus Deutschland und einigen Nachbarländern kommen für drei Tage in Leipzig zusammen. Ein guter Zeitpunkt für Schaulustige und Interessierte ist der Start zur kleinen Stadttour am heutigen Donnerstag 16:30 Uhr auf dem Leipziger Augustusplatz zwischen Opernhaus und Gewandhaus. Dann wird jedes Automobil vorgestellt und die Oldtimer starten im Minutentakt. Unter den Oldtimern sind Schmuckstücke und Raritäten, wie zum Beispiel ein Käfer, Baujahr 1955, mit ovaler Heckscheibe oder ein Jaguar D-Type, von dem in den 50er-Jahren gerade mal 75 Stück hergestellt wurden.


Zu sehen sein werden die Oldtimer am Freitag oder Samstag auch in Colditz, Diesbar-Seußlitz, Torgau, in der Lutherstadt Wittenberg sowie in Gräfenhainchen.


"Sympathieträger" Oldtimer als Mittel zum Zweck

Für Organisator Friedrich Bayer ist das Oldtimer-Treffen ein geeignetes Mittel, um das Image von Ostdeutschland zu verbessern. Ihm liegt am Herzen, ein positives Bild zu vermitteln von einer Region, die in seinen Augen oft unterschätzt wird: "Viele Leute in den alten Bundesländern haben - leider - immer noch Vorbehalte gegen Ostdeutschland. Und selbst im Ausland ist das Bild oft ein Negatives." Zu Unrecht, wie der gebürtige Hamburger findet. Er lebt seit 25 Jahren gerne in Leipzig und "möchte helfen, dass unsere Region deutschlandweit mit anderen Augen gesehen wird. Deshalb haben wir das dreitägige Programm so gestaltet, dass die Oldtimer-Fans hier viel zu sehen bekommen: Kultur, Geschichte und malerische Landschaften." Die Rallye hat daher eher touristischen Charakter und führt über kleine Nebenstraßen, durch idyllische Ortschaften durch Sachsen und Sachsen-Anhalt. Auch eine Spritztour mit dem eigenen Oldtimer auf der Teststrecke im Porsche-Werk Leipzig ist geplant. Dass Menschen von weit her der Einladung gefolgt sind, freut ihn sehr. "Es kommen Leute vom Tegernsee, aus der Eifel, aus Frankfurt und auch aus dem benachbarten Ausland."


Alte Stinker? "Umweltfreundlicher als viele denken!"

Die öffentlichen Diskussionen der vergangenen Jahre zu Umwelt- und Klimaschutz haben das Organisationsteam bewegt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ihr Fazit: "Oldtimer sind umweltfreundlich. Sie mögen zwar in ihrem Leben circa eine Tonne CO2 verursacht haben, aber im Vergleich dazu fallen allein für die Herstellung eines E-Autos ungefähr 12 Tonnen an. Außerdem kommt hinzu: Als unsere Autos gebaut wurden, kamen weder Carbon noch Groß-Akkus zum Einsatz, die mit bedenklich gewonnenen Rohstoffen verbaut wurden", so Friedrich Bayer. Einen weiteren Vorteil sieht er in der Langlebigkeit von Oldtimern. Den Plänen zur Förderung moderner Elektroautos kann er nichts abgewinnen.


Soziales Engagement

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lassen sich den Spaß ganz schön was kosten: Das sogenannte Nenngeld für die European Auto Classics beträgt 1.379 Euro pro Auto mit zwei Personen. Neben den Kosten, die für die Ausrichtung einer solchen Veranstaltung anfallen, wird davon auch eine Spende für ein soziales Projekt finanziert: 1.000 Euro gehen an das Berufliche Schulzentrum "Karl-Heine-Schule" zur Entwicklung von Lebenskompetenz Jugendlicher. Außerdem wollen die Organisatoren weitere Spenden einsammeln, die zu jeweils 50 Prozent an die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gehen sollen sowie an junge, ukrainische Fußballspieler, die an einem internationalen Fußballturnier in Leipzig teilnehmen.


Paar aus Kalifornien mit der weitesten Anreise

Die mit Abstand weiteste Anreise hatten Rolf Haunt und Nancy Wong aus Kalifornien. "Rolf ist ein alter Schulfreund von mir. Vor 60 Jahren ist er ausgewandert. Er lässt es sich aber nicht entgehen, hier dabei zu sein", freut sich Organisator Friedrich Bayer. Ein Oldtimer wurde dafür jedoch nicht über den großen Teich geschifft, den bekommt der Oldtimer-Fan mit der weitesten Anreise für die Dauer der Veranstaltung gestellt.

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