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Julica Jungehülsing

Freie Journalistin, Australien

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Reportage

Entlang der Westküste von Australien

... Mindestens zwei Sorten Mensch bekommen leuchtende Augen, wenn sie die Wörter "Margaret" und "River" hören: Wellenreiter und Weinliebhaber. Ich bin beides. "Wollten wir nicht nach Norden?", zweifelt der Mann auf dem Nebensitz am weiblichen Orientierungssinn, "Margaret River liegt südlich." Sicher, aber was sind ein paar hundert Kilometer Umweg in einem Bundesland, das ohnehin endlos ist? 2,5 Millionen Quadratkilometer, um genau zu sein, so groß wie Westeuropa. Die Caves Road führt uns ins Märchenbuch, sie schlängelt sich vorbei an Tropfsteinhöhlen, Eukalyptus- und Olivenhainen, kreuzt Seen und Weinberge. Wir landen vor einer "Cellar Door", einer von über hundert Probierstuben auf den vielen Weingütern dieser Region. "Nirgends ist es so einfach, so vorzüglichen Wein zu machen", sagt Virginia Willcock. Sie zeigt auf die erntereifen Trauben am Hang, sie muss es wissen: Jahrelang reiste sie als "fliegende Öno-login" durch die Welt. Wieder daheim, bringt die Australierin im Traditionsgut Vasse Felix preisgekrönte Tropfen in die Fässer. "Boden, Lage und die Brise vom Meer sind ideal", schwärmt sie und lässt uns Shiraz kosten: Der tiefrote Wein ist würzig und weich, er erinnert an Waldbeeren, Kräuter und erdige Holzfässer zugleich. Göttlich gut.


Entlang der Westküste in Australien - höchste Zeit für das Board

Am anderen Morgen quietschen grünblaue Papageien in den Baumriesen überm Cottage. Es riecht nach Wald und Salzwasser. Zwischen alten Karri-Bäumen öffnen sich von den Hängen aus atemberaubende Blicke über den kobaltblauen Ozean. Jenseits der Flussmündung warten schon bei Sonnenaufgang die ersten Surfer auf Wellen. Höchste Zeit, endlich das Board zu wachsen. Vom Meer aus wirkt die Küste unberührt, weder Zäune noch Häuser stören die wildwüchsige Natur an der Steilküste. Das Meer erstreckt sich vor mir als sanft wogender Teppich. Ich tauche durch ein paar Wellen und paddle weiter raus aufs Meer. Es ist friedlich, ins Rauschen der Gischt mischen sich nur die Schreie der immer wachen Möwen. Auf dem Board sitzend, lasse ich Hände und Füße im kühlen Wasser kreisen. Plötzliche sehe ich eine graue Flosse, kaum 15 Meter entfernt. Ich springe blitzartig aufs Brett. "Dolphins", beruhigt mich ein Surfer neben mir und grinst. Die Sonne blinzelt über grüne Hänge, stetig rollt die Dünung in die Bucht. Hinter mir baut sich eine Welle auf. Endlich. Und ich jage mit einem Freudenschrei gen Strand. Allein dieser Adrenalinschub war den Umweg wert.

Im Nambung-Nationalpark werde ich ganz still. Raketenspitze Türme stehen da neben knubbligen Schildkröten, dort eine bauchige Portweinflasche in XXL, eine wandernde Gespensterfamilie - all das aus gelbem Kalk! Säulen ragen aus einem Hügel, so hübsch geriffelt und gelöchert, als hätte Gaudí hier geübt, ehe er mit Barcelonas Kirchen anfing. Wir stapfen durch pudrigen Sand und befühlen die mal spiegelglatten, mal harschen Figuren. Sind wir wirklich noch im selben Land, am gleichen Indischen Ozean? Es wird kühl. Im Abendlicht leuchten die Felsen erst orange, dann pink und lila, bis dem Himmel die Farben ausgehen. Nur ein Dutzend Touristen kurvt noch herum, Hobbyfotografen bohren Stative in den Sand.

Irgendwer hat sich die Mühe gemacht und die Zinnen gezählt - und bei 150000 aufgegeben. Kein Wunder. Wir sinken mit einem Glas Weißwein aus der Kühlbox in den Sand und sind uns einig: Diese geologische Einmaligkeit, entstanden durch jahrtausendelange Auswaschung, Wind und Erosion, ist die verrückteste Skulpturen-Ausstellung der Welt. Zwei Kängurus strecken die Ohren über einen Busch, dahinter schiebt sich ein Dreiviertelmond aus dem Dunst. Schade, dass man hier nicht unter Sternen schlafen darf. Wir müssen in den einzigen nahen Ort, Cervantes. Dort riecht es nach Algen, vor der Mole dümpelt die Flotte der Hummerfi scher. Wer hier wohnt, weiß mehr über Felshummer als Don Quichotte - benannt ist das Nest nach einem gestrandeten Schiff. Die Quartierwahl ist klein: Motel, Zeltplatz oder "Backpacker-Lodge". Wir sind zwar keine Rucksackjugend, aber das Eckzimmer mit Meerblick in der Lodge ist wunderbar für die Nacht.

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Erstellt am 08.05.2014
Bearbeitet am 17.07.2017

Quelle
http://woman.brigitte.de/reise-genu...

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margret river australien julica jungehülsing roadtrip westaustralien ningaloo reef whale sharks
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