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Top 5 Bars in Florenz - Falstaff

Atrium Bar Four Seasons

Nicht nur den Gästen des Luxushotels Four Seasons Firenze, bestehend aus den beiden Gebäuden des Palast Palazzo della Gherardesca aus dem 15. Jahrhundert sowie dem ehemaligen Kloster Il Conventino aus dem 16. Jahrhundert, bietet die Atrium Bar ein luxuriöses Einfinden in den liquiden Sphären der Stadt. Vorbei am violett beblumeten Foyer voll Säulen, Skulpturen und in Sisyphusarbeit erstellter Stuckarbeiten, biegt man ab in die holzvertäfelte Atrium-Bar, wo ein schwerer Kronleuchter über grünen Samtsofas, Jugendstil-Interieur und feinen Farnpflanzen thront. Das Zepter, also den Rührlöffel, schwingen allerdings Bar Manager Tommaso Ondeggia und Head Bartender Sandri Edoardo, mit Vorliebe für einen klassischen Negroni oder eine hauseigene Variante davon, also "mit Twist". Überhaupt lässt sich sagen, dass der Negroni "mit Twist" nicht nur der meist bestellte Drink der Stadt ist, sondern auch der seitens der Bartender meist angepriesene - immerhin ist ein jeder Twist verschieden und bedeutet nicht weniger als die Handschrift der entsprechenden Lokalität. Der twistfreie Klassiker in der Atrium Bar besteht aus jeweils einem Drittel Ginarte London Dry Gin, Campari und Mancino Rosso Vermouth. Ondeggias Lieblingsdrink indes, ist gemäß seiner Mexiko-Liebe ein "Turtle", bestehend aus Silver Tequila, Chili-Agavensirup, Kokosmilch, Zitronensaft und selbst gemacht Tiger Milk. Die setzt sich bei Ondeggias aus Sellerie, Tomaten, Wacholder, Wasser, Koriander, Ananas und Limette zusammen. Von wegen, in Italien ist jedes Getränk rot und schmeckt bitter-süß. Geraucht wird vor dem Hotel, etwa in der 4,5 Hektar großen Parkanlage.


Atrium Bar - Four Seasons, Borgo Pinti, 99, 50121 Firenze fourseasons.com/florence/dining/lounges/atrium_bar/



Caffè Gilli

Das Caffè Gilli klingt qua Namen natürlich zunächst nach einem Café. Ist es auch. Und zwar nicht irgendeines, sondern das älteste der Stadt, gegründet im Jahr 1733. Viel mehr als ein Café, das bis 1 Uhr geöffnet hat, ist dieser zentralste aller Trink-Einrichtung an der Piazza della Republica aber vor allem eine Bar, die zufälligerweise bereits um 8 Uhr öffnet. Hinter einem gewaltigen grünen Marmortresen werden die Drinks gemixt, die Vitrine nebenan strotzt vor frischem Gebäck und die Cioccolateria nebenan verspricht, dass der Signature Drink des Hauses, der "Take your Thyme" gewiss verträglich bleibt. Gereicht mit den wohl größten und fleischigsten Oliven der Toskana, lassen sich von diesem an Alkohol armen, leicht bitteren und zitrus-frischen Drink durchaus auch mehrere verzehren. Vielleicht nicht so viele, dass man auf das Mary Poppinsesque Karussell auf der Piazza steigt, für das im Café fahrlässigerweise Freichips verteilt werden. Aber durchaus so viele, bis der Preis nicht mehr ganz so sehr weh tut. Denn hier werden die Superlative mitbezahlt: das älteste Café, die schönste Piazza, die aromatischsten Oliven und die schönste Shake-Show der Bartender. Natürlich mixt man auch hier den eigenen Negroni-Twist: mit Mezcal und Kaffeelikör. Drei Straßenecken weiter, in der Via de' Tornabuoni, ist im ehemaligen Giacosa Café vor rund einhundert Jahren übrigens der Negroni erfunden worden. Das Erbe lauert also in den Straßen und so blitzt es bei gutem Wetter an beinah jedem Tisch im Freien rubinrot.


Caffè Gilli, Via Roma, 1r, 50123 Firenze caffegilli.com/



Giardino 25 per Gucci

Wäre diese Bar ein Tier, sie wäre vermutlich ein Pfau. Es sind nicht nur die leuchtenden Farben der türkisenen Ledersofas nebst roter, orangefarbener und gelber Blumengestecke im Hintergrund eines lila fluoreszierenden Gin Tonics; es ist auch die gewisse Form von Stolz, mit der präsentiert wird. In Italien sind Frauen in gehobenen Positionen am Tresen nach wie vor eine Seltenheit - umso mehr erfreut da die Präsenz der umbrischen Bar Managerin Martina Bonci, welche die Welt der für sie magischen Welt der Mixologie durch ihre Großmutter betrat, die ihrer Enkelin nach dem Essen bisweilen einige Schlücke Wein verabreichte: der sei gut für's Blut. So führte ihr Weg über Perugia und unzählige high-end Bars bis hin zu dem von Gucci Kreativdirektor ​​Alessandro Michele designten und in Erweiterung an den Gucci Garden angesiedelte Bar Gucci Giardina 25. Die "25" ist übrigens keine Hausnummer, sondern eine Art Lieblingszahl des Designers, die auch immer wieder in seinen Kollektionen auftaucht. Ähnlich wie im Caffè Gilli ist auch hier für den frühen Vogel gesorgt - so er sich modisch gut mit dem Pfau verträgt. Der Giardino 25 öffnet seine Türen um 9 Uhr und ist so denn bereit, aufzukochen oder -brühen, zu mixen und zu rühren. Dargereichte Gebäcke machen einen ausgedehnten Aufenthalt einfach, und falls der Hunger zu groß wird - im Jahr 2018 eröffnete Spitzenkoch Massimo Bottura für Belange dieser Natur die Gucci Osteria.

Nach einem schweifenden Blick durch den Raum ist es nahezu unnötig zu erwähnen, dass der fluoreszierenden "Memoire de Negroni" der Signature Drink des Hauses ist. Er besteht aus Bitter Bianco, Reserve Wermut "Ambrato", Yuzu Sake, Grapefruit Bitter und der Blauen Schmetterlingserbsenblume, die maßgeblich für die Farbe verantwortlich ist. Man lernt so vieles am Tresen.


Gucci Giardino 25, P.za della Signoria, 37r, 50122 Firenze gucci.com/ch/de/st/stories/article/gucci-giardino-25



Locale

Matteo di Ienno ist Bar Manager in dem historischen Gemäuer, das auf etwa 1200 datiert werden kann, und er schreckt vor wenigen Zutaten zurück. Ob fermentierte Ananasschale, Erbsen oder Bienenpollen, auf seiner elaborierten Cocktailkarte findet eine jede Zutat ihren Drink. Wie wäre es etwa mit einem "Pomo Basso" mit fat washed Vodka, Fruchtfleischsirup der Tomate und grünem Tomatenbitter? Der Durchschnittspreis von etwa 28 Euro pro Drink erklärt sich nach nur wenigen Schlucken von selbst und fühlt sich bei der Lektüre der Barkarte erst recht nach Schnäppchen an, denn die ist in Kunstthemen unterteilt: "Scultura", inspiriert von namhaften Renaissance-Skulpturen, beinhaltet starke Drinks, "Pittura" widmet sich den floralen und fruchtigen Cocktails, angelehnt an die italienische Malerei seiner Zeit, und der Teil "Canto dei Bischeri" ("Gesang der Bauern") knöpft sich alles, was von Baum und Feld kommt, vor: Melona, Brennesseln, Matcha.

Neben dem gustatorischen Erlebnis macht ein Grund des Besuchs im Locale sicherlich die Geschichte des Hauses aus. Im 15. und 16. Jahrhundert in den Händen der Medici-Familie, steht im Kellergewölbe sogar noch ein Ofen aus dem Jahr 1368. Dort kann übrigens auch diniert werden, sollte ein einem der ebenerdigen Gewölbe in den mittelalterlichen Seitenflügeln kein Platz mehr sein. Passend zu den Drinks, wird auch hier nicht beim Geschmack Halt gemacht, sondern auf Darbietung gesetzt. Ein buntes Bouquet an überraschenden Texturen, Rauch und Dekor, gepaart mit traditioneller italienischer Küche. Dringende Empfehlung: die getrüffelten Spaghetti und ein mit Cannabis infusionierter Drink; näher kommt der Himmel zu Lebzeiten nicht.


Locale, Via delle Seggiole, 12r, 50122 Firenze localefirenze.it/?lang=en



  De' Bardi Firenze

Die Contessina de' Bardi war eine Adlige, die sich - für noch mehr Adel - in das Hause Medici einheiratete um das ersehnte Prestige in Florenz zu polieren. Abermals wird deutlich: Florenz ist gelebte Geschichte und am Tresen wird ihrer gedacht. Denn so wie die Florentiner Malerei von "Memento Mori"-Motiven geprägt ist, so gedenkt man der Vergänglichkeit auch kulinarisch. Erst im April diesen Jahres hat das De' Bardi seine Tore geöffnet und die Ambitionen sind groß. Die Bar ist bereits da, das Restaurant öffnet in Bälde und das "Wine House" nebenan, wo Weintasting stattfinden und toskanische Weine probiert werden sollen sitzt bereits in den Startlöchern. Das Restaurant "Costa San Giorgio" unter der Ägide von Yuzo Nakai serviert toskanisch-japanische Fusionküche, die Bar folgt dieser Stilistik. Bar Managerin Veronica Costantin, bei der Florence Cocktail Week übrigens zur besten Bartenderin 2020 gekürt, mischt Whiskey mit Shiitake und Bambus, auch Tequila, Wasabi mit Zwiebeln, und sie kredenzt Zutaten wie etwa Sous-Vide Shiso.

Grüne Samtsitze und Marmoroptik auf den Tischen verleihen dem Ort eine sehr ruhige Note, die, entgegen der oftmaligen Opulenz der florentinischen Inneneinrichtung, zu den minimalistischen und angenehm wenig süßen Drinks passt. Wobei Costantin sicherlich auch einen Negroni zu mixen vermag. Mit Twist, selbstredend, vielleicht Spirulina Algen.


De' Bardi, Via De' Bardi 27, Firenze instagram.com/debardiflorence/

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