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Schon seit ihrer ersten Regelblutung musste Fritzi Krafczyk jeden Monat ungewöhnlich starke Unterleibsschmerzen ertragen. Ihr behandelnder Arzt versuchte, ihr Problem damals mit der Antibabypille schnell zu lösen.
Geholfen habe das kaum, erzählt die heute 22-jährige Studentin: "Ich wurde gar nicht ernst genommen, ich habe es auch ehrlich gesagt selber nicht ernst genommen, weil dieses Phänomen -von wegen: ja Regelschmerzen, das ist halt so -das wird einem halt eingetrichtert."
Erst nach neun Jahren und mehreren konsultierten Ärzten weiß sie heute, dass ihre Schmerzen von einer chronischen Endometriose ausgelöst werden. Aus bisher noch ungeklärter Ursache beginnt bei manchen Frauen gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe auch außerhalb der Gebärmutter zu wuchern. Dieses siedelt sich dann unter anderem an anderen Organen an und entzündet sich. Dabei kann es auch Schäden versuchen. So wie Fritzi Krafczyk ergeht es den meisten Erkrankten.
Im Schnitt dauert es zehn Jahre und es braucht drei Ärzte bis die Endometriose entdeckt wird, denn viele der Mediziner sind mit den Symptomen kaum vertraut. Darum möchte Ingo Runnebaum, Direktor des Jenaer Endometriosezentrums, seinen Kolleginnen und Kollegen helfen, schneller die wichtigen Fragen zu stellen.
Sie sollen über eine Studie die Ausprägung der Krankheit besser kennenlernen. "Bei den von uns befragten Patientinnen sind 91 Prozent mit Unterbauchschmerzen und zwar chronisch über Jahre hinweg. Ganz häufig sind auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, das waren über 50 Prozent. Und schmerzhafte Regel hätte man gedacht, das haben alle, ist aber nicht so, sondern etwa 50 Prozent."
Dabei betrifft es nicht nur junge Frauen. Ein Fünftel der Patientinnen sei älter als 45 Jahre, berichtet Runnebaum. Gemeinsam mit Betroffenenverbänden und Selbsthilfegruppen möchte der Endometrioseexperte erreichen, dass alle Gynäkologinnen über die Krankheit Bescheid wissen. Geplant ist eine bundesweite Aufklärungskampagne. Dabei geht es nicht darum, dass jeder Arzt eine Endometriose diagnostizieren kann, erklärt die Geschäftsführerin der deutschen Endometriose Vereinigung, Anja Moritz.
Es müsse zum Standardrepertoire dazugehören, dass Gynäkologen Regelschmerzen erfragen und ernst nehmen. "Und wenn sie selber nicht in der Lage sind zu sagen, ich habe hier ein spezialisiertes Zentrum, bitte überweisen. Es muss nicht jeder alles können, aber einfach zu wissen, es gibt Endometriose, Schmerzen sind nicht normal und dann zu sagen: Bitte gehen sie zum Kollegen, dass der das genau abklären kann."
Für Moritz der einfachste Weg, um Diagnoseverschleppungen zu verhindern. Die Endometriose-Vereinigung führt rund 1.000 telefonische Beratungsgespräche jährlich und versucht, ihr Thema in die gesellschaftliche und politische Diskussion zu bringen. Auch Fritzi Krafczyk versucht, Aufmerksamkeit zu schaffen.
Sie hat ihre Krankheitsgeschichte über die sozialen Medien geteilt und schon viele Reaktionen von jungen Frauen bekommen. "Wenn ich dazu beitragen kann, dass jemand hartnäckiger an dem Fall dranbleibt oder diese Schmerzen selber bei sich mehr ernst nimmt, dann bin ich auf jeden Fall sehr glücklich darüber."
Neben der psychischen Belastung durch die jahrelangen Schmerzen, müssen die Betroffenen außerdem mit der Angst leben, kinderlos zu bleiben. Etwa 50 Prozent der Paare in Kinderwunschkliniken kommen mit einer oft unentdeckten Endometriose, die eine natürliche Empfängnis verhindern kann, nach einer Diagnose aber in der Regel therapierbar ist.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 02. Mai 2020 | 05:00 Uhr