Die Gemeinde Denzlingen erprobt ein Rundum-Sorglos-Paket: Mit einem noch nie da gewesenen Konzept soll mehr Photovoltaik auf Mehrfamilienhäuser kommen.
Die Gemeinde Denzlingen erprobt ein Rundum-Sorglos-Paket: Mit einem noch nie da gewesenen Konzept soll mehr Photovoltaik auf Mehrfamilienhäuser kommen.
Photovoltaik-Anlagen auf Dächern - die einen schwören drauf, die anderen wollen davon nichts wissen. In Baden-Württemberg werden sie jedenfalls bei Neubauten bald Pflicht sein. Doch auch ältere Gebäude bieten große Dachflächen - meist bleiben sie ungenutzt. Die Gemeinde Denzlingen im Landkreis Emmendingen will das ändern.
Markus Hollemann, der Bürgermeister von Denzlingen, steigt aus seinem weißen Elektro-Smart. Vor ihm stehen drei- bis vierstöckige Mehrfamilienhäuser. 70er-Jahre-Bauten, umgeben von Sträuchern, Hecken und Birken. Hollemann zeigt auf die Dächer: "Viele rote Ziegelsteine, alle werden von der Sonne belächelt, doch keine PV-, also Photovoltaik-Anlagen. Das ärgert mich." Geht es nach Hollemann, sollen sie schon bald hier auf die Dächer gebaut werden.
Gemeinde Denzlingen pachtet Dachflächen von EigentümernDenzlingen hat den Start eines Pilot-Projekts für Mehrfamilienhäuser beschlossen. Der Plan: Die Kommune pachtet Dachflächen von den Eigentümern. Sie betreibt die PV-Anlagen aber nicht selbst, sondern Dienstleister wie lokale Energie-Genossenschaften übernehmen das. Auch den Eigentümern soll das nutzen, so der Bürgermeister: "Jeder hat die Chance zu profitieren - von drei bis vier Cent weniger, die er pro Kilowatt zu zahlen hat." Die Eigentümer und Mieter der einzelnen Wohnungen sollen dadurch also weniger für ihren Strom zahlen, ohne selbst Geld zu investieren. Eine ältere Frau, die hier im Viertel wohnt, begrüßt die Idee: "Jede Form anders Energie zu gewinnen, ist wichtig. Das würde ich schon sagen."
Denzlinger schwanken zwischen Zustimmung und SkepsisEine andere Frau - ein paar Straßenzüge weiter - ist nicht ganz so überzeugt: "Ich finde sie einfach nicht schön. Bringt das überhaupt was? Das sollen dann die Nachfolger machen." Skepsis die Bürgermeister Markus Hollmann öfters hört. Bei Mehrfamilienhäusern macht es das besonders schwer. Die Skepsis wird oft verstärkt, wenn externe Dienstleister die Anlagen auf den Dächern betreiben, wie Nico Storz erklärt. Er arbeitet für die Energieagentur Regio Freiburg, die das Projekt in Denzlingen betreut: "Viele haben Angst, dass Dächer kaputt gehen."
Bürgermeister will vermitteln und wirbt um VertrauenDieses Misstrauen will die Gemeinde Denzlingen den Eigentümern und Bewohnern nehmen indem sie die Dachflächen selbst pachtet. Sie will damit zwischen Eigentümer und Betreiber der PV-Anlage vermitteln. So soll Vertrauen entstehen. Bürgermeister Holle schaut noch einmal zu den Dächern um ihn herum. Ginge es nach ihm, sollen sie erst der Anfang sein, sagt er, "wir wollen das exportieren."
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