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NFL-Quarterbacks Brady und Brees: Für immer Jung

Die Spielmacher Tom Brady und Drew Brees dominieren die amerikanische Football-Liga in einem ungewöhnlichen Alter und knacken Rekord um Rekord. Zwei unterschiedliche Typen, die vor dem möglichen Traumfinale jetzt ausgerechnet von ihren Nachfolgern herausgefordert werden. 

Beide erinnern sich noch genau an ihr erstes Aufeinandertreffen. Jetzt schreiben sie zusammen Geschichte. 20 Jahre später.

Die NFL-Spielmacher Tom Brady (41, New England Patriots) und Drew Brees (40, New Orleans Saints) halten in der amerikanischen Football-Liga gleich mehrere Rekorde: Brady hat die meisten Meisterschaften (5) gewonnen, war am häufigsten wertvollster Spieler im Finale (4) und ist in den Playoffs schlichtweg so gut wie kein anderer; Brees dagegen überzeugt vor allem in der regulären Saison mit den meisten geworfenen Yards (74.437) und angebrachten Pässen (6.586). Kurz: Sie sind zwei der besten NFL-Spieler aller Zeiten, vielleicht sogar die besten.

Im hohen Alter noch Weltklasse

Das alles ist ja schon eine Lobeshymne wert, aber dazu kommt: Beide rufen ihre Bestleistung immer noch ab - und beide sind mittlerweile über 40 Jahre alt. Sie sind quasi die dominierenden Rentner in einer Liga, in der die durchschnittliche Karriere nicht mal vier Jahre dauert.

Brady und Brees kommen zusammen auf 35 Jahre in der NFL, mehr als 1000 Touchdown-Pässe und 140.000 Pass-Yards. Unglaubliche Zahlen! Und sie sind noch nicht am Ende. "Ich glaube wir haben beide das Mindset, dass wir die Norm, wie lange jemand in dieser Liga erfolgreich spielen kann, ändern können", sagte Brees kürzlich. Und Brady meinte zu seinen Karriereplänen, wie lange er noch spielen möchte, nur: "Für immer."

Als die beiden 1999 im College aufeinandertrafen - der Sieger damals hieß Brady -, erkannten sie jeweils das Potenzial des Anderen, obwohl viele Experten kritisch waren. "Er führte schon damals einen spektakulären Angriff an und es hat Spaß gemacht, ihm zuzuschauen", erklärte Brady. Und Brees führte aus: "Er war schon damals so diszipliniert und spielte auf einem hohen Level, als hätte er einen Chip in der Schulter." Beide eint auch der Mythos des früh Verkannten. Brees wurde erst an Position 32 im Draft gewählt, Brady sogar erst in der sechsten Runde. Das ist sehr spät. "Natürlich wären sie heute die ersten zwei Picks", erklärte Saints-Trainer Sean Payton.

Jetzt können Brady und Brees erst im Super Bowl in Atlanta (3. Februar) aufeinandertreffen. Es wäre das Traumfinale zweier Typen: Hier der Asket und Spezialist Tom Brady, der um neun Uhr ins Bett geht und mit seiner Modelfrau Giselle Bündchen eine strenge Diät hält. Dort der Fan-Liebling und Alleskönner Drew Brees, der sich in New Orleans für Hurricane-Opfer engagiert und in frühen Jahren in mehreren Sportarten - im Tennis schlug er als Jugendlicher mehrmals US-Star Andy Roddick - brillierte.

Duelle der Generationen im Halbfinale

Allerdings wäre die Geschichte nur halb so schön, wenn sie auf dem Weg dorthin nicht ausgerechnet ihre möglichen Nachfolger stoppen könnten: Patrick Mahomes (23, Kansas City Chiefs) und Jared Goff (24, Los Angeles Rams) sind die beiden viel versprechendsten Jungstars in der NFL. Mahomes landete gleich in seiner ersten Saison als Starter mit Abstand ganz vorne in der Rangliste der Touchdown-Pässe (50), noch vor Brees (32). Und Goff (32) war hier besser als Brady (29).

Allerdings ist in den NFL-Playoffs, wenn jedes Spiel zählt, vor allem eines wichtig: Erfahrung. Denn bislang haben die beiden Jungen in den entscheidenden Partien noch nicht viel gezeigt, nicht einmal einen Pass in die Endzone. Deshalb liegen sie statistisch nun weit hinter den Routiniers. ESPN-Experte Stephen A. Smith erklärte dazu: "Wenn Mahomes oder Goff gewinnen wollen, müssen sie ihr Spiel noch einmal auf ein anderes Level heben. Sie müssen eine heroische Leistung zeigen."

Der Texaner Mahomes selbst offenbarte in diesen Tagen vor dem Duell mit New England (Mo., 0:40 Uhr), dass er "kein Fan von Brady" sei. Gleichzeitig räumte er aber ein, dass er sich viel von ihm abgeschaut habe. Goff indes lobte vor der Partie in New Orleans (So., 9:05 Uhr) die "Offenheit und Professionalität" von Brees, mit dem er schon zusammen trainiert hat.

Die beiden direkten Duelle in dieser Saison entschieden die Erfahrenen für sich. Auch im Halbfinale sind sie nun die Favoriten. Und wer weiß, ob das auch noch in vier Jahren gilt? Dann könnten Brady und Brees einen weiteren Rekord knacken: den für den ältesten NFL-Quarterback (bislang 44 Jahre) aller Zeiten.

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