Julian Dorn

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Kritik auf Breitbart: Zielscheibe Trump

Der Ton, den Stephen Bannon in dem Interview mit dem „Weekly Standard" am Tag seines Ausscheidens aus dem Weißen Haus anschlug, war martialisch. Er werde „weiterhin für Trump in den Krieg ziehen - gegen seine Gegner auf dem Capitol Hill, in den Medien und in Amerikas Konzernen". Und weiter: „Ich habe meine Hände zurück an den Waffen. Ich werde die Opposition zerstören. Kein Zweifel."

Es war eine Kriegserklärung an die Moderaten im Weißen Haus - unter anderem an Ivanka Trump und ihren Ehemann Jared Kushner, die Bannon despektierlich als „Javanka" oder „West Wing Demokraten" betitelt. Er macht sie und auch die gemäßigten republikanischen Parlamentarier dafür verantwortlich, dass Trump von seiner konservativen Agenda und seiner isolationistischen Doktrin „America First" abweiche.

Seine gefährlichste Waffe in diesem Krieg ist die rechtspopulistische Nachrichtenplattform „Breitbart News", zu der Bannon noch am Tag seines Rücktritts als engster politischer Berater Trumps zurückkehrte - auf den Chefposten.

„Breitbart News" ist nicht erst seit dem Präsidentschaftswahlkampf eine sehr einflussreiche Plattform. Eine Studie von Datenanalysten der Universität Harvard und des Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) ergab, dass Artikel der Seite während des Wahlkampfs weit häufiger geteilt wurden als Beiträge anderer konservativer Nachrichtenplattformen. Nach ihrem Höchstwert im November 2016 mit knapp 23 Millionen Nutzern hat Breitbart mittlerweile allerdings wieder an Einfluss eingebüßt.

Mit medialen Schmutzkampagnen auf „Breitbart News", dem Sprachrohr der Rechten in Amerika, könnte Bannon den Moderaten in Trumps Umfeld dennoch einigen Schaden zufügen. Bislang schien es aber noch so, als beschränke sich seine Kriegserklärung auf das liberale Lager und richte sich nicht gegen den Präsidenten selbst.

Spott über Trumps Afghanistan-Pläne

Doch ein Artikel von „Breitbart News" über Trumps Afghanistan-Strategie lässt bereits erste Zweifel daran aufkommen. Bislang galt die Seite als Trumps Hausmedium, das den ehemaligen Immobilienmogul regelrecht hofierte. Das Stück über Trumps Afghanistan-Strategie ist nun aber ungewohnt kritisch, ein regelrechter Verriss seiner Rede am Montagabend in Fort Myers, Virginia. In ihr kündigte Trump an, die amerikanischen Truppenkontingente in dem Land am Hindukusch möglicherweise sogar aufzustocken - und die amerikanischen Truppen nicht aus Afghanistan abzuziehen, wie es im Sinne seiner „America-First-Politik" wäre.

Dass Trump den Militäreinsatz in Afghanistan nun entgegen seiner Versprechen aus dem Wahlkampf ausdehnen wolle, werde viele enttäuschen, heißt es in dem Breitbart-Beitrag mit dem spöttischen Titel „Trumps Wähler unzufrieden über Zickzackkurs". Ein weiterer Artikel moniert, dass sich Trumps Strategie nicht wesentlich von der seines Amtsvorgängers Barack Obama unterscheide, den er im Wahlkampf immer wieder harsch kritisiert hatte. Breitbart-Redakteur Joel Pollak hatte auf Twitter nur Hohn für Trumps Auftritt übrig: „Trumps Afghanistan-Rede war die Obama-Rede, nur ohne die Deadline und Details."

Die Seite kritisierte auch die Wankelmütigkeit des Präsidenten beim Thema illegale Einwanderung. Der Artikel bezieht sich auf einen Bericht der Medienseite „McCatchy", in dem es heißt, Trump plane die Amnestie für junge Migranten, die als Kinder illegal in die Vereinigten Staaten gekommen sind. Die liberalen Kräfte im Weißen Haus sollen Trump zu diesem Zugeständnis gedrängt haben - im Gegenzug soll der Kongress die Finanzierung von Trumps Mauerprojekt absegnen.

Trumps „Merkel Moment"

„Breitbart" schreibt, dass der Präsident gegen sein Wahlkampfversprechen verstoße, sollte er auf den Deal eingehen. Außerdem höhle er damit geltendes Recht aus. Noch im Wahlkampf hatte er vollmundig angekündigt, die illegale Einwanderung rigoros zu bekämpfen und verschärfte Einwanderungsgesetze durchzusetzen. Die Seite zieht eine Parallele zu Angela Merkels Flüchtlingspolitik: Auch sie hätte 2015, so die rechtspopulistische Plattform, Recht gebrochen. Der Verfasser des Artikels schreibt deswegen schon von Trumps „Merkel Moment".

Kämpft Bannon noch für oder schon gegen Trump? Das ist zur Zeit nicht ganz klar. Sicher ist nur: Der Präsident sollte die potentielle Gefahr, die von seinem ehemaligen Berater ausgeht, nicht unterschätzen. Möglicherweise waren die kritischen Beiträge nur eine Warnung an Trump. Sollte Bannon die künftige Politik des Präsidenten aber zu stark von den Moderaten geprägt sein, könnten weitere Attacken folgen. Ein hochrangiger „Breitbart"-Mitarbeiter sagte „Vanity Fair", dass man durchaus bereit sei, die Stimmen für Trumps Amtsenthebung zu besorgen.

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