Julian Dorn

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Bannon plant Rachefeldzug: Zurück an den Waffen

Stephen Bannon liebt den Honigdachs. Das kleine, stämmige Raubtier mit den kurzen Beinen und dem schwarz-weißen Fell aus der Familie der Marder gilt als besonders furchtlos und aggressiv. Eigentlich ist das Tier mit dem putzigen Namen immer im Angriffsmodus, selbst vor Fressfeinden von der Größe eines Büffels schreckt es nicht zurück.

Bannon, der ehemalige politische Chefberater von Donald Trump, kann sich offenbar gut mit dem „Honey Badger" identifizieren. In seiner Anfangszeit bei der rechtspopulistischen Nachrichtenseite „Breitbart News" wählte Bannon ihn einst als Maskottchen.

„Ich werde die Opposition zerstören. Kein Zweifel."

Nachdem er seinen Platz im Weißen Haus am Freitag geräumt hat, geht nun auch Bannon in den Angriffsmodus über. Noch am Tag seines Ausscheidens kündigte er in einem Interview mit der konservativen Nachrichtenseite „Weekly Standard" an, er werde „weiterhin für Trump in den Krieg ziehen - gegen seine Gegner auf dem Capitol Hill, in den Medien und in Amerikas Konzernen". Nicht weniger martialisch fuhr er fort: „Ich habe meine Hände zurück an den Waffen. Ich werde die Opposition zerstören. Kein Zweifel."

Mit der Opposition meint Bannon jedoch nicht in erster Linie die Demokraten, sondern vor allem die moderaten Kräfte im Weißen Haus, die er dafür verantwortlich macht, dass Trump von seinem nationalistischen Kurs abweiche. Der Populist Bannon gilt als vehementer Vertreter, wenn nicht gar als Kopf hinter der isolationistischen Wirtschafts- und Außenpolitik des Präsidenten. Gemeinsam mit Trumps Berater Stephen Miller soll dessen „America First"-Strategie konzipiert haben.

Der Mitgründer der erzkonservativen Internetplattform „Breitbart" war vor der Endphase des Wahlkampfs 2016 zum Trump-Team gestoßen und übernahm dann die Leitung des Wahlkampfs. Ihm wird ein maßgeblicher Anteil am damals eher überraschenden Einzug des Immobilienmilliardärs ins Weiße Haus zugeschrieben.

Mit seinem Abgang als Chefberater hätten nun aber die Liberalen im West Wing die Oberhand, befürchtet Bannon. „Die Trump-Präsidentschaft, für die wir gekämpft haben, ist vorüber", sagte er in dem Interview. Schuld daran seien vor allem „die West-Wing-Demokraten", wie er Trumps Tochter Ivanka und ihren Ehemann Jared Kushner despektierlich nennt. Ihr mäßigender Einfluss auf Trump bringe die gesamte konservative Agenda Trumps in Gefahr, so der Rechtspopulist.

Hass auf die „New Yorker Demokraten" im Weißen Haus

Der interne Machtkampf zwischen Bannon und den Moderaten ging über Monate. Erst flog Bannon Anfang Mai aus dem Nationalen Sicherheitsrat - wie „Politico" berichtet, soll Kushner an dem Rauswurf maßgeblich beteiligt gewesen sein.

Die „New York Times" schreibt, dass Bannon sogar kurzzeitig erwogen habe, sich aus dem politischen Tagesgeschäft komplett zurückzuziehen, nachdem er eine weitere empfindliche Niederlage bei seinem Lieblingsprojekt verkraften musste: das von Bundesgerichten gestoppte Einreiseverbot für Muslime. Bannon schreckte auch vor persönlichen Anfeindungen nicht zurück und bezeichnete Trumps Schwiegersohn nach Angaben der Website „The Daily Beast" als „Globalisten" und „Cuck", eine Abkürzung für „Cuckservative". Mit diesem verbreiteten Schimpfwort werden Konservative bezeichnet, die nur vorgeben, konservativ zu sein.

Damit meint Bannon aber auch die gemäßigten republikanischen Parlamentarier, die etwa Trumps geplante Abschaffung der Gesundheitsreform „Obamacare" verhindert haben. Auch seine weiteren Gesetzesvorhaben, die geplante Steuerreform oder der Mauerbau an der Grenze zu Mexiko, drohten nun zu scheitern, prophezeit Bannon.

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