Es heißt nicht ohne Grund: in Erinnerungen graben. Erinnern ist ein archäologisches Unterfangen. Verkrustete Schichten werden aufgebrochen und Verschüttetes tritt zu Tage. Den roten Faden der Erinnerung in Sinthujan Varatharajahs essayistischem Memoir "an alle orte, die hinter uns liegen" bildet eine alte Fotografie. Andeutungsweise ist auf ihr der Kopf von Varatharajahs Mutter zu erkennen. Gemeinsam mit ihr blickt der Leser auf drei Elefanten im Münchner Zoo der Neunziger.
Varatharajah gräbt von dort in den mit der tamilischen Familiengeschichte verwobenen Tiefenschichten der Kolonialgeschichte. Wie die Elefanten, so wurde auch die sie betrachtende Familie ihrer Umgebung entrissen. Wegen des Völkermords an der tamilischen Minderheit im Bürgerkrieg des vom Kolonialismus gezeichneten Sri Lankas floh sie in den Achtzigern nach Bayern. Varatharajah erblickte in einer unbenannten Asylunterkunft, in der die Familie Jahre ausharren musste, das Licht der Welt.
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