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Postkolonialismus: Eine Theorie unter Anklage

Dem Postkolonialismus wird vorgeworfen, er legitimiere Gewalt und sei antisemitisch. Ein Blick in dessen Theoriegeschichte zeichnet jedoch ein differenziertes Bild.


Sie berausche sich an " den wildern Märtyrern aus dem Orient" und ihr Denken sei aus demselben Guss wie jenes von Björn Höcke oder Wladimir Putin. Das sind nur einige der Vorwürfe, die der postkolonialen Theorie nach dem brutalen Angriff der Hamas auf und dem folgenden Krieg in Gaza gemacht wurden. Selbst Vizekanzler Robert Habeck warnte in einer viel beachteten Videoansprache vor dem "Antikolonialismus". Anlass für die Kritik waren etwa Statements wie diese: In einer studentischen Petition aus Harvard, dem offenen Brief Philosophy for Palestine (PDF) oder Posts von Fridays for Future wurde Israel als vermeintlich kolonialem Siedlerstaat nahezu die alleinige Schuld für die Gewalt der Hamas gegeben, Israel zudem eines "Genozids" an den Palästinensern beschuldigt. Das Leid jüdischer Opfer hatte in dieser Erzählung wenig Platz. Noch weiter trieb es die US-amerikanisch-somalische Autorin Najma Sharif in einem Post auf X: "Was habt ihr denn gedacht, was Dekolonisierung bedeutet? Vibes? Essays? Loser".


Der Furor um diesen Theoriebereich ist nicht neu. Schlagwörter wie eurozentrisch, postkolonial oder dekolonial tauchten in den letzten Jahren auch hierzulande immer wieder in Debatten auf. 



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