Julia Wenzel

Redakteurin bei "Die Presse" , Wien

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Artikel

Die Ebbe nach der Flüchtlingswelle

Fünf Jahre nach der Flüchtlingskrise ziehen Österreichs Gemeinden eine Zwischenbilanz - mit teils gemischten Gefühlen.

Nach der Ebbe kommt die Flut - oder vice versa? Das Bild der Gezeitenkräfte ist für vieles anwendbar, metaphorisch lässt es sich auch auf die Flüchtlingskrise 2015 und ihre Effekte auf die österreichische Gesellschaft umlegen. Denn nach der oftmals zitierten „Welle" von Flüchtlingen 2015 hat sich die Lage inzwischen beruhigt, die Flut an Asylanträgen ist abgeebbt. Fünf Jahre später stellt sich jedoch die Frage: Wo sind die Zehntausenden Flüchtlinge, die 2015 zu uns kamen, heute? 88.340 Menschen stellten in Österreich 2015 einen Asylantrag, 42.285 folgten im Jahr darauf. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2020 wurden 5424 Anträge gestellt. Insgesamt suchten in den vergangenen fünf Jahren rund 188.560 Menschen in Österreich um Asyl an. 118.390, das sind 62,8 Prozent, wurde ein Schutz erteilt (Asyl, subsidiärer Schutz oder humanitärer Aufenthaltstitel). Österreich wieder verlassen haben im selben Zeitraum 60.940 Menschen, ungefähr die Hälfte davon infolge freiwilliger Rückkehr.

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