Seit rund zwei Monaten befindet sich das städtische Nachtleben in Tiefschlaf. Die Clubszene leidet, ihre Anhänger auch. Wie sehr, zeigt sich bei Spontanpartys am Wiener Donaukanal.
Hunderte weiße Sneakers baumeln über dem Wasser, das im Sonnenuntergang orange leuchtet. Technorhythmen klimpern aus mobilen Miniboxen, dazwischen ein Meer aus gelben Blechdosen, die die wenigen Mistkübel im Umkreis überquellen lassen. „Ganz Wien ist heute am Donaukanal", sagt Christina, 29, im Vorbeigehen an diesem Mittwochabend. Das sei die einzige mögliche Art von Fortgehen im Moment. „Ich vermisse Clubs", sagt der 19-jährige Wolfgang, der mit einem Linzer Freund am Donaukanal sitzt. Der Wiener hat eine „harte Trennung" hinter sich und den Wunsch, hier Leute in seinem Alter zu treffen. Wer Wien zuletzt bei Nacht gesehen hat, hat Besonderes erlebt. Dort, wo sonst in langen Schlangen auf Einlass gewartet wird, herrscht ungewohnte Stille. Keine Livesets internationaler Djs, kein Tanzen bis die Wolken wieder lila sind. Seit 14. März befinden sich die städtischen Clubs und mit ihnen das Wiener Nachtleben in Tiefschlaf. Doch nachdem die Ausgangsbeschränkungen gelockert worden sind, drängen sich Feiernde immer öfter auf der betonierten Meile zwischen Urania und Schottenring aneinander.