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Die dänischen Royals: beliebte Königin, moderne Prinzessin und ein „arroganter" Prinz

RND, 7.8.2021 Während es bei den nördlichen Nachbarn die junge Generation ist, die den Königshäusern zu neuer Popularität verholfen hat, hat die dänische Königin Margrethe II. die Schützenhilfe ihres Nachwuchses nicht nötig. Die Monarchin, exzentrische Künstlerin und Dackelliebhaberin ist bei ihrem Volk beliebt - auch, weil sie kein Blatt vor den Mund nimmt und Fehler offen zugibt. „Ich war keine vortreffliche Mutter", hat sie 2015 in einem Interview gesagt. Auch wenn ihr ihre Söhne Kronprinz Frederik und Prinz Joachim unendlich viel bedeuteten, habe sie nicht viel Zeit für sie gehabt, als ihre Kinder klein waren. „Andererseits muss ich sagen, dass ich auch nicht der Typ bin, der die Kinder die ganze Zeit in meiner Nähe haben wollte."

„Sie ist skandalfrei"

Übel nehmen ihr das ihre Landsleute nicht. „Die Dänen sind sehr begeistert von ihrer Königin", sagt Marianne Singer, Königshausexpertin der Boulevardzeitung „Billed-Bladet". „Sie hat immer noch viel Energie, ist fleißig und skandalfrei." Abzudanken kommt für die Regentin trotz ihrer 81 Jahre nicht infrage - auch wenn sie es getrost könnte, denn Thronfolger Frederik steht ihr in Sachen Beliebtheit in nichts nach. In der Vergangenheit wurden denn auch Rufe laut, sie solle ihm das Ruder überlassen. Doch Margrethe denkt nicht daran. Ihre repräsentativen Aufgaben nimmt sie nach wie vor sehr ernst. Besonders am Herzen liegen ihr dabei die abgelegeneren Teile ihres Königreichs. Mitte Juli stattet sie den Färöer Inseln einen Besuch ab und verbringt danach fast zwei Wochen lang auf Grönland.

Immer öfter wird sie bei offiziellen Terminen nicht nur von Frederik, sondern auch von ihrem ältesten Enkel Christian begleitet oder vertreten. Zuletzt flogen Vater und Sohn die Herzen zu, weil sie bei der Fußball-EM leidenschaftlich mit der dänischen Elf litten und feierten. „Frederik war bei allen Spielen dabei und hat die Mannschaft angefeuert", sagt Singer. Vielleicht ist das eine Art Geheimrezept der Königsfamilie: „Sie sind immer da, wo es den Dänen etwas bedeutet. Und die EM hat den Dänen enorm viel bedeutet." Anderswo gäbe es vielleicht Kritik an dem Privileg, dass die Royals alle Spiele live mitverfolgen dürfen. In Dänemark sammelt die Königsfamilie Pluspunkte, weil sie mitfiebert.

Prinz Christian (Mitte) steht mit seinen Eltern Kronprinz Frederik von Dänemark und Kronprinzessin Mary nach seiner Konfirmation. © Quelle: Keld Navntoft/Ritzau Scanpix/AP/

Prinz Joachim erlitt einen Schlaganfall

Vor allem Frederik haben die Dänen nach seiner Hochzeit mit der gebürtigen Australierin Mary ins Herz geschlossen. Die moderne und modebewusste Prinzessin, so erzählt man es sich, hat aus dem etwas unbeholfenen Kronprinzen einen Mann gemacht, der sich in seiner Rolle wohlfühlt. „Sie ist zutiefst professionell und selbstsicher, und das hat auf ihn abgefärbt", sagt Singer. „Er ist unglaublich beliebt, weil er den Dänen auf Augenhöhe begegnet."

Prinz Joachim zu Dänemark erlitt einen Schlaganfall, ist aber wieder auf dem Weg der Besserung. © Quelle: Daniel Bockwoldt/dpa

Frederiks Bruder Joachim, der mit seiner Familie in Paris wohnt, hat dagegen bei seinen Landsleuten nicht unbedingt einen Stein im Brett. „Manchen gilt er als arrogant", sagt Singer. Wie er sich nach einem Schlaganfall ins Leben zurückgekämpft hat, hat die Dänen aber beeindruckt. Wie Joachim hatte es auch sein Vater Prinz Henrik nicht leicht mit dem Volk. Die Dänen machten sich über den Akzent des gebürtigen Franzosen und seinen Unzufriedenheit mit seiner Rolle als Prinzgemahl lustig. Für die Königin war er aber ein wichtiger Partner. In der ersten Neujahrsansprache nach seinem Tod 2018 dankte sie den Dänen für ihr Mitgefühl.

Dort weiß sie, sie kann ihre Landsleute erreichen. Denn am Silvestertag um 18 Uhr sitzt verlässlich so gut wie jeder Däne vor dem Fernseher, um ihr zuzuhören. „Eine Neujahrsrede ohne sie kann man sich gar nicht mehr vorstellen", sagt Singer. Auch das zeigt, wie fest die Monarchin im Sattel sitzt.

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