Das neue Jahr starten TAKING BACK SUNDAY mit ihrem Jubiläumsalbum „Twenty". Auch wenn die Vierer-Combo als Emo-Legende gilt, ist die Band selbst nun aus dem Teenager-Alter raus. Zum 20-Jährigen präsentiert die New Yorker Band neben 19 Hits aus allen vorherigen Werken auch zwei brandneue Songs. Bassist Shaun Cooper macht mit uns eine kleine Zeitreise, lässt die bewegendsten Momente Revue passieren und wagt einen Blick in die Zukunft.
Shaun, du warst fast von Anfang an bei TAKING BACK SUNDAY. Wie begann deine Geschichte mit der Band?
"Ich spielte in einer Band mit Mark, unserem Schlagzeuger, noch bevor wir Teenager waren. Er spielte Drums und ich Keyboards. Ich war etwa sechs oder sieben Jahre alt. Es war schrecklich, aber wir hatten viel Spaß. Wir blieben Freunde und spielten während der gesamten Junior High und High School in Bands. Ich wollte für TAKING BACK SUNDAY vorspielen, aber sie hatten bereits einen Bassisten, Adam (Lazzara), der jetzt singt. Er zog aus North Carolina, das etwa zwölf Stunden mit dem Auto von New York entfernt ist, für die Band her. Schließlich verließ der damalige Sänger Antonio Longo die Band, Adam wurde Sänger und Mark sagte: „Wir müssen meinen Freund Shaun Bass vorspielen lassen!" Mein Vorspiel war am 26. Dezember 2000, meine erste Show an Silvester. Es war bei einem Freund zu Hause, direkt im Wohnzimmer, auf dem Teppich vor dem Kamin und es waren etwa 20 oder 30 unserer Freunde dort. Niemand kannte unsere Songs, aber wir hatten viel Spaß."
2003 hast du die Band verlassen und bist 2010 zurückgekehrt. Was hast du in den Jahren dazwischen getrieben?
"Ich spielte in einer Band namens STRAYLIGHT RUN. Wir hatten sehr früh viel Erfolg, aber es ging ziemlich schnell vorbei. Wir unterschrieben bei einem großes Label und dort lief es nicht gut. Die Musik, die wir spielten, war nicht mehr das, worauf die Leute standen. Ich dachte darüber nach, die Musik ganz aufzugeben und mir einen richtigen Job zu suchen. Mark und die anderen hatten dann einige Probleme und baten John und mich, zurückzukommen. Wir beschlossen, uns zu treffen und zu sehen, ob wir uns noch als Freunde verstehen würden. Es funktionierte erstaunlich gut, die Chemie war noch da. Es war eine super aufregende Zeit, weil ich dachte, ich wäre fertig mit der Musik. Und das Einzige, worin ich wirklich gut bin, ist, Bass in TAKING BACK SUNDAY zu spielen."
Welchen Job hättest du denn sonst gemacht? Hast du eine Ausbildung gemacht?
"Nein. Glücklicherweise konnte ich von Band zu Band wechseln. Ich habe einen Onkel, der für Amtrak arbeitet, das ist das Bahnsystem der Vereinigten Staaten. Ich rief an, um zu fragen, ob er einen Job zum Reinigen von Toiletten oder so hatte, weil ich wirklich keine anderen Möglichkeiten hatte."
Und abgesehen von dieser beängstigenden Zeit, welcher war der traurigste, furchterregendste oder lustigste Moment mit der Band?
"Als ich ging, war das ein sehr trauriger Moment. Es war herzzerreißend. Ich habe Mark zurückgelassen, einen meiner besten Freunde, und den ganzen Erfolg für etwas Unbekanntes. Ich denke, im Moment ist es eine der besten Zeiten mit der Band. Wir hatten gerade unsere Weihnachtsshows, wir erreichen unsere 20-Jahres-Marke, was wir uns am Anfang nie hätten vorstellen können. Wir verstehen uns sehr gut und schreiben einige der besten Songs unserer Karriere. Wir begeben uns auf eine weltweite Tournee und gehen an neue Orte, an denen wir noch nie zuvor waren."
Gibt es ein Land, auf das du dich besonders freust?
"Ich bin sehr glücklich, nach Australien zu kommen, weil es hier in New York jetzt so kalt ist, aber in Australien Sommer herrscht. Ich glaube, im Juni kommen wir nach Deutschland und Großbritannien, zu dieser Zeit liebe ich diese Orte. Manchmal spielen wir dort um die Weihnachtszeit und auch wenn es immer noch schön ist, ist es auch sehr kalt und regnerisch, also bin ich froh, dass wir im Juni dort spielen können. Besonders in Köln haben wir eine tolle Fanbase. Berlin zieht langsam nach, aber in Köln ist es aus irgendeinem Grund immer ganz besonders toll. Ich freue mich auch darauf, Indonesien zum ersten Mal zu erleben. Es ist ein bisschen verrückt, nach dem Tsunami, der alles zerstört hat, zu kommen und ich hoffe, dass alles in Ordnung ist, wenn wir dort ankommen. All diese Orte zu sehen, wird ein Abenteuer."
„Twenty" ist eine Art Zusammenfassung eurer Karriere. Wie habt ihr entschieden, welche Songs es auf das Album schaffen?
"Wir haben so viele Shows gespielt, wir wissen, was unser Publikum hören will. Wir gingen alle Platten durch und schauten, welche Songs das Publikum am meisten ansprechen. Wir sind gespannt, wie die zwei neuen Songs ankommen, denn es war das erste Mal, dass wir ohne Produzenten, ohne Label oder sonst jemanden im Studio waren. Nur wir vier. Wir konnten sehr frei sein, das war eine tolle Erfahrung."
Bedeutet das, dass ihr mit Produzent weniger frei seid?
"Nicht unbedingt. Manchmal hilft es uns wirklich. Als John und ich 2010 zurückkamen, haben wir eine Platte mit Eric Valentine gemacht, der ein super Produzent ist. Er bekommt tolle Sounds hin und ist wunderbar darin, Songs zu gestalten. Auf „Tidal Wave" arbeiteten wir mit unserem Freund Mike Sapone, der ein großartiges musikalisches Ohr hat. Ich weiß also nicht, was besser oder schlechter ist, aber es hilft definitiv, den Sound zu formen, wir brauchten diese Leute auf dem Weg dorthin. Diese beiden neuen Songs waren für uns so persönlich, dass wir einfach nur ins Studio wollten. Es war auch eine Art Experiment, um zu sehen, wie es funktioniert. Keiner von uns ist ein klassisch ausgebildeter Musiker. Wir sind inspiriert von Musik, die vielleicht nicht die technisch anspruchsvollste ist. Wir denken nicht zu viel über die Dinge nach, wir vertrauen unserem Gefühl und das hat uns hierher gebracht. Wenn wir etwas Schlechtes schreiben, kommt es nicht einmal über den Proberaum hinaus. Wir haben ein ziemlich gutes Ohr dafür, zu entscheiden, was Müll ist. Wir werden in Zukunft aber wahrscheinlich wieder mit einem Produzenten zusammenarbeiten."
Ihr wart diesmal auch getrennt während des Produktionsprozesses, denn ihr wohnt in verschiedenen Staaten. Wie hat die Zusammenarbeit funktioniert?
"Ja, Mark und ich leben in New York und Adam und John in North Carolina. Mark und ich haben Demos mit Bass und Schlagzeug und vielleicht ein paar Gitarren aufgenommen und sie an John und Adam gemailt. Sie haben den Song auf ihre eigene Art und Weise mit Gitarren, Text und Melodien neu zusammengesetzt. Dann flogen Mark und ich nach North Carolina. Wir blieben etwa drei Tage und erledigten zusammen das eigentliche Tracking und Finetuning. Vieles geht über E-Mail, aber für die meiste Arbeit müssen wir im selben Raum sein."
Auf eurer kommenden Tour präsentiert ihr euer Debütalbum „Tell All Your Friends" in seiner Gesamtheit. Warum tut ihr das?
"Wir wollen dieses Album feiern. Es hat die Leute wirklich auf unsere Band aufmerksam gemacht. Als wir damals aus dem Studio gingen, waren wir nicht sehr glücklich mit der Art und Weise, wie es produziert wurde. Wir waren mit dem Sound und einigen Entscheidungen unzufrieden, aber wir hatten Zeit und Budget überstrapaziert. Wir hatten wenig Geld, um diese Platte zu produzieren. Über eine Million Menschen auf der ganzen Welt haben diese Platte inzwischen gekauft und wir sind so dankbar dafür, also wollen wir uns wirklich die Zeit nehmen und das Album feiern und den Fans danken."
Zu den 19 Tracks aus euren vorherigen Alben gibt es zwei neue. Zeigen sie, was wir in Zukunft von TAKING BACK SUNDAY erwarten können?
"Ich glaube schon. Die Art und Weise, wie Adam und John singen, ist ein kleiner Rückblick auf früher. Die Songs haben aber definitiv ein etwas anderes Feeling als unsere vorherigen. Mark war sehr instrumental als er die ganze Musik schrieb. Wir haben alles zusammen geformt, aber er hat sich den Bass und so ausgedacht. Es war eine sehr interessante Art zu schreiben. 'Song for Dan' ist eine ziemlich kraftvolle Ballade. Ich weiß noch nicht genau, was mit der Band passieren wird, aber so wird es sich anhören."
Ich fand, dass die beiden neuen Songs ganz gut fortführen, was ihr mit „Tidal Wave" begonnen habt.
"Ich danke dir vielmals. Wir haben viele Lieder, mit denen wir konkurrieren müssen. Wir waren nervös, das Album mit zwei neuen Songs abzuschließen, wenn alle Hits vorher kommen, also bin ich froh, dass sie gut zusammenpassen."
Kannst du mir mehr darüber erzählen, worum es bei den beiden neuen Songs geht?
"Es geht um Dinge, mit denen sich John und Adam in ihrem Privatleben beschäftigt haben. 'Song for Dan' wurde aber nach einem Freund von mir und Mark benannt, der verstarb, während wir „Tidal Wave" aufnahmen. Das war eine sehr harte und traurige Zeit, denn Mark und ich hatten mit dem Tod unseres Freundes zu kämpfen. Wir waren so begeistert von „Tidal Wave", aber dann verloren wir diesen wirklich guten Freund, mit dem Mark und ich in Bands gespielt haben. Er war ein wirklich brillanter Kerl, aber er hatte viele Probleme. Es war eine schwierige Zeit, aber es ist Teil des Erwachsenwerdens mit sowas fertig zu werden."
Ihr habt immer viel Energie auf die Bühne gebracht, hat sich das im Laufe von zwanzig Jahren irgendwie geändert?
"Nein, überhaupt nicht. Wir sind jetzt vielleicht etwas langsamer, ich weiß nicht. Ich denke, wir vier sind so leidenschaftlich in dem, was wir tun und wir glauben an die Songs. Wenn wir live spielen dürfen, ist das wie eine große Erleichterung. Ich wünschte, ich könnte jede Nacht eine Show spielen. Wir haben so viel Spaß dabei. Dies war nie eine Band, der es um viel Geld, die Mädchen oder den Ruhm ging. Es ging immer um die Musik. Die Tatsache, dass wir sie auf der ganzen Welt spielen dürfen, ist so unglaublich, dass ich nicht verstehe, wie wir so viel Glück haben konnten. Wenn wir also live spielen, ist das ein Ausdruck dieser Freude. Viele Bands veröffentlichen ein Best-of-Album als Abschluss. Ich habe das Gefühl, dass wir gerade erst anfangen. Wir haben 20 Jahre hinter uns, aber ich hoffe, wir haben mindestens 20 Jahre vor uns."
Werden wir also in 20 Jahren über das Album „Forty" sprechen?
"Ich würde gerne mit dir darüber reden!"
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