Man muss sich aufs Wesentliche beschränken und dabei kommen meist sehr schön minimalistische Resultate heraus. So ist es auch bei Tobin Prinz und Suzi Horn, alias Prinzhorn Dance School, die gerne als Performance-Projekt statt als Band bezeichnet werde. Ihnen ist selbst das Wesentliche allerdings noch too much, Minimalismus pur ist die Devise von Prinz und Horn (auf deren Personalausweisen natürlich andere Namen stehen).
Nachdem auf ihr fulminates, selbstbetiteltes Debüt der ebenso tolle Langspieler „ Clay Class " folgte, gehen die beiden Kunsthochschulstudierten mit ihrem faszinierend spärlich arrangierten Post-Punk auf „Home Economics" in die dritte Runde. Dabei geben sich Prinzhorn Dance School nicht nur musikalisch reduziert, auch quantitativ steht die „LP" mit nur 6 Tracks und 22 Minuten Spielzeit ganz bescheiden da.
Mit Ausnahme des finalen „Let Me Go" bestehen selbst die Songtitel alle aus nur einem Wort („Reign", „Battlefield", „Clean", „Haggle", „Education"). In „Reign" bekommt man einen ersten Eindruck davon, dass die beiden Protagonisten dieses Kunstwerks sich wohl mittlerweile ganz gut eingespielt haben. Gerüchten zufolge war die Arbeitsatmosphäre bei den ersten beiden Werken mächtig spannungsgeladen. Jetzt aber singen und sprechen die beiden genauso harmonisch wie klinisch rein zwischen Horns trockenen Basslinien und einer, zumeist repetitiv-gezupften, Gitarrensaite von Prinz.
Trocken und hohl (im äußerst positiven Sinne) klingen auch „Battlefield", „Haggle" und „Education". Kündigte der Kills-Gitarrist Jamie Hince deren Album „Blood Pressures" 2011 noch mit den Worten „Wir bieten auf dem neuen Album nur noch Haut und Knochen" an, ist auf dem Großteil von Home Economics höchstens noch die Knochenhaut übrig. Das hält Prinzhorn Dance School allerdings nicht davon ab, ihre Kompositionen mit einer vielschichtigen Komplexität auszustatten, denn die einzelnen Drums, Akkorde und Bassnoten sind äußerst ausgeklügelt angeordnet und auch die Dialoge werden so lässig hin und her geworfen, dass der vermeintliche Zufall sich spätestens nach dem zweiten Hören als großer Meistertrick entpuppt.
In all der Leere der Instrumentalisierung skandieren Prinz und Horn in ihren dialogischen Texten über Hunger, Wut, Angst, Drogen, Erziehung und Einsamkeit. Die Spannung in dieser Wüste aus Klängen besteht dank großartig platzierter Leerstellen und baut sich auf, weil der Sound sich eben nicht weiter aufbaut.
„Let Me Go" schließt das Album mit butterzartem Herzschmerz und einer wunderbar-filigranen Melodie, deren pathetische Schönheit wieder aus der perfektionierten Reduzierung aller Mittel besteht. Beeindruckend!
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