Übers Internet mit Fremden in einer Bar verabreden, Kölsch trinken und über Gott und die Welt quatschen - klingt verrückt, ist aber das Konzept des Kölner Blogs „aufeinkölsch". Dahinter steckt der 26-jährige Ben Hammer.
Vor knapp drei Jahren kam ihm die Idee zu dem ungewöhnlichen Blog. „Ich wollte mein eigenes Langzeitprojekt, irgendwas, womit ich Menschen treffen kann", sagt er. In seinem Job als selbstständiger Blogger und Fotograf gestalte er nämlich hauptsächlich kurzfristige Projekte.
Das Konzept des Blogs ist simpel: Über Facebook oder die Homepage kann sich jeder Kölner bei Hammer melden und bekommt einen kurzen Fragebogen über Lieblingskneipe und Kölsch zugeschickt. Weckt der Fragebogen Interesse, macht Hammer einen Termin mit der Person aus.
Dann treffen sich die beiden in der jeweiligen Lieblingskneipe des Teilnehmers. „Am Anfang ist das schon ein krass komisches Gefühl", sagt Hammer. Er kennt weder die Leute, noch den Ort - und muss dann irgendwie ein Gespräch führen. Wie der Abend verläuft, überlässt er dem Zufall. „Es gab auch schlechtere Dates, aber bei einem Kölsch bleibt's fast nie", sagt er. Viele der Teilnehmer seien inzwischen seine Freunde.
Hammer lernt nicht nur neue Menschen, sondern auch neue Ecken in Köln kennen. Denn die Lieblingskneipe der Teilnehmer ist meistens nicht „die Standard-Bar an der Aachener", sondern kleine, unbekanntere Kneipen. Erst drei Mal ist es vorgekommen, dass jemand eine Bar vorgeschlagen habe, in der er schon einmal war.
Während dem Treffen macht Hammer ein paar Fotos und schreibt später einen kurzen Text zu dem Treffen. Die Bilder, den Text und den ausgefüllten Fragebogen stellt er auf seinen Blog. Ungefähr einmal pro Woche melden sich Kölner bei ihm. Die meisten habe er aber vorher schon einmal gesehen, sagt er.
Dennoch: „Wenn ich sie in der Kneipe treffe, weiß ich nichts über sie". Viele von ihnen seien Bekannte von Freunden und würden, so wie er, aus der Medienbranche kommen. Das stört den Fotografen ein wenig, er wünscht sich mehr Diversität.
Am Anfang habe er sich zunächst mit zwei, drei Bekannten nach dem Schema getroffen und einen Piloten zu dem Blog-Projekt geschrieben. Nachdem er von seinen Freunden positive Rückmeldungen bekommen hat, hat er richtig losgelegt. Online ging er mit dem Blog allerdings erst, nachdem er 25 Einträge produziert hatte.
Inzwischen sind 50 Folgen, wie er sie nennt, auf dem Blog zu lesen. Ein paar habe er auch noch in der Hinterhand. Sein Ziel: 100 Folgen, mindestens. Dann will er daraus ein Buch machen, dass auch in den jeweiligen Kneipen ausliegen soll. Geld verdient Hammer mit dem Blog nicht, aber das stört ihn auch nicht: „Das ist mein freies Spaßprojekt."
Wer gerne Kölsch trinkt und Hammer einmal kennenlernen möchte, kann sich unter www.aufeinkoelsch.de oder auf Facebook um die Teilnahme bewerben. Der 26-Jährige veranstaltet außerdem vom 15. bis zum 19. Juni eine Kneipentour.
Jeden Abend stellt er zehn seiner Fotografien in einer Kneipe aus, die die Leute sich ansehen und mit ihm darüber quatschen können. „Ich möchte damit Fotografie erlebbar machen", sagt er. Informationen dazu finden sich ebenfalls auf seinem Blog oder auf Facebook.