Hamburg, ein Freitagabend auf dem Kiez. Normalerweise würde Daniel Schmidt jetzt in seiner Kneipe nach dem Rechten sehen. Nach und nach würden dort immer mehr Menschen einkehren, bis es so voll und verraucht ist, dass man kaum erraten kann, wer am anderen Ende des Tresens sitzt. Aber weil seit zehn Monaten gar nichts mehr normal ist, kommt Schmidt diesmal nicht vom Tresen sondern vom Training. Denn Daniel Schmidt, der Wirt des Elbschlosskellers, arbeitet jetzt als Personal Trainer. Vor Jahren hat er die Lizenz gemacht, irgendwann könnte man die ja mal brauchen. Dass er sie brauchen wird, um wenigstens ein bisschen Geld zu verdienen, weil er seine Kneipe nicht öffnen darf, hätte er wohl nicht geahnt. Aber wie hätte man auch all das ahnen sollen, was in diesem Jahr passiert ist.
Dass dieses Jahr kein allzu gutes wird: Immerhin das war zu ahnen, als der Elbschlosskeller auf dem Hamburger Berg im März schließen musste. Als eine von Tausenden Kneipen in Deutschland und doch eine besondere: Über 70 Jahre war die sie, eher funktional als schön, Tag und Nacht geöffnet gewesen. Fast ein ganzes Menschenleben schloss sich die Tür des Kellers nie.