Es ist November 1994, als Christoph Schmidt das Erzbistum Paderborn anruft, um sich nach der Nummer eines Mannes zu erkundigen, den er vor ein paar Tagen kennengelernt hat. Norbert Reicherts war ihm direkt aufgefallen, wie er da saß, auf dem Tisch des Pfarrsaals, mit seinen langen Haaren. Sie hatten sich ein wenig unterhalten, nicht lange, doch als der Abend zu Ende ging, fragte Reicherts Schmidt, ob er ihn mit dem Auto mitnehmen könne. Es regnete in Strömen auf der Fahrt, eine Stunde redeten sie durch. Als der eine den anderen absetzte, vergaßen sie, Nummern auszutauschen.
All das erzählt Christoph Schmidt nicht, als er mit dem Bistum telefoniert. Denn der Abend in Brühl war ein Treffen zweier Gruppen, die gemeinsam für die Rechte Homosexueller in der Kirche kämpfen wollen. Die beiden Männer sind Priester. Und sie sind schwul.
Es ist ein warmer Spätsommertag, als Christoph Schmidt von diesem Abend vor rund 25 Jahren erzählt. Er sitzt im Garten hinter dem kleinen Haus im Kölner Osten, neben ihm sitzt Norbert Reicherts. Zwischen ihren Füßen liegt eine kleine, schwarz gepunktete Hündin. Sie wollen ihre Geschichte erzählen. Sie handelt von Liebe, von Zweifeln und Kämpfen, aber sie beginnt bei ihrem Glauben.