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Warum sie sich für den „Playboy" auszieht

Anna-Lena Stöckler (26) steht zur Wahl für das Playmate des Jahres 2021. Foto: Horst Rudel

Eigentlich war Anna-Lena Stöckler aus Kirchheim unter Teck eine zurückhaltende Frau. Dann erhielt sie eine Nachricht auf Instagram. Kurz darauf ließ sie sich nackt in einem Frankfurter Schrebergarten fotografieren. Wie kam es dazu?

Kirchheim unter Teck - Wäre da nicht der Fotograf, der Anna-Lena Stöckler in der Fußgängerzone von Kirchheim unter Teck in Szene setzt, würde sie vielleicht gar nicht so sehr auffallen. So aber starren gefühlt alle Menschen die kleine, blonde Frau in dem schwarzen Kleid an. Die 26-Jährige sieht so aus, wie wohl viele Männer ihre Traumfrau beschreiben - und viele Frauen gern aussehen würden: schlank, schönes Gesicht, lange Haare. Was die Passanten in Kirchheim nicht sehen: dass Anna-Lena Stöckler ein großes Tattoo unter ihren Brüsten hat. Wer regelmäßig den „ Playboy " kauft, weiß das. Denn die 26-Jährige hat sich kürzlich für das Männermagazin ausgezogen.


Anna-Lena Stöckler bezeichnet sich als „ganz normales Mädchen“. Bis vor anderthalb Jahren habe sie eher zu den Zurückhaltenden gezählt. Sie ist gelernte Arzthelferin, inzwischen arbeitet sie als Bürokauffrau. Sie geht gerne mit ihrem Hund spazieren, mindestens viermal pro Woche ins Fitnessstudio, kocht und liest gerne und trifft ihre „Mädels“. Seit drei Jahren wohnt die gebürtige Neuffenerin in Kirchheim mit ihrem Freund.


Ein „Playboy“-Fotograf schrieb sie auf Instagram an

Als sie im Sommer 2020 von einem Fotografen des „Playboy“ auf Instagram angeschrieben wurde, war sie „voll überrascht“, wie sie sagt. Allerdings hatte sie schon damals rund 4000 Abonnenten auf der Foto-Plattform, auch einige Bikinifotos hatte sie dort bereits hochgeladen. Doch bis dahin habe sie nicht recht gewusst, was sie mit ihrem guten Aussehen anstellen solle, sagt sie.


Zunächst einmal kaufte sich Anna-Lena Stöckler mehrere „Playboy“-Ausgaben, „ich hatte mich davor noch nie damit beschäftigt“. Sie nahm sich Zeit, um darüber nachzudenken, und sprach mit ihrem Freund. „Er sagte sofort: Cool, ich stehe hinter dir.“ Sie sagte zu, der „Playboy“ ebenfalls.


Am Anfang fiel es ihr schwer, sich nackt fotografieren zu lassen

Im August 2020 fuhr sie zum ersten Fotoshooting nach Frankfurt. In einem Schrebergarten, der zu allen Seiten von eine Hecke abgeschirmt war, wurde sie auf einer Schaukel, mit einem Fahrrad oder auf einer Picknickdecke fotografiert. „Am Anfang fiel es mir schwer, mich komplett auszuziehen und zu posieren.“ Aber die Anweisungen, wie sie sich hinstellen oder hinlegen soll, hätten geholfen. Denn einfach lächeln, wie man das auf Urlaubsfotos macht, sei bei Aufnahmen für den „Playboy“ nicht unbedingt das Richtige: „Man will schon eher sexy schauen.“


Am Folgetag ging es weiter: Weil Anna-Lena Stöckler nicht nur für den klassischen „Playboy“, sondern auch für eine spezielle Autoausgabe fotografiert wurde, ging es auf ein abgelegenes Grundstück, auf dem ein alter Opel Manta stand. Sie posierte am Auto und auf den roten Ledersitzen. „Da fiel es mir schon deutlich leichter. Es war fast normal.“


Blöde Sprüche gab es nicht

Im November 2020 erschienen in der Autoausgabe erstmals Nacktbilder von ihr. Im August 2021 wurde sie dann Playmate des Monats und es wurden die Fotos aus dem Schrebergarten gedruckt. Seitdem erhält sie jede Menge Fanpost von Männern. Fast alle wünschen sich Autogrammkarten, kürzlich hat sie für einen ganzen Fußballverein Autogramme geschrieben.


Und wie hat ihr Umfeld reagiert: Familie, Freundinnen, Kollegen? „Ich habe noch nie einen negativen Kommentar bekommen.“ Alle hätten sie beglückwünscht und ihr Respekt ausgesprochen. Wirklich, gar keine blöden Sprüche? „Was hinter meinem Rücken gesprochen wird, weiß ich natürlich nicht, aber das interessiert mich auch nicht.“ Gewissermaßen könnte man den Schritt, Playmate zu werden, auch als feministischen Akt verstehen, sagt sie, „denn man entscheidet sich als Frau selbst dafür, sich so zu zeigen“. Sie hofft, dass Nacktfotos irgendwann weniger tabu werden: „Jeder sollte das machen, was sich richtig anfühlt. Für mich hat sich das richtig angefühlt.“


Sie steht zur Wahl für das Playmate des Jahres

Heute sagt Anna-Lena Stöckler, dass das Eintauchen in die „Playboy“-Welt „das größte Erlebnis war, das ich je in meinem Leben hatte“. Ihr Selbstbewusstsein sei gewachsen, sie fühle sich reifer. Mit ihrer heutigen Sichtweise könne sie es auch nicht mehr verstehen, wenn ein Mann es seiner Partnerin verbiete, sich für das Magazin auszuziehen.


Wie geht es nun weiter für Anna-Lena Stöckler? Einerseits steht sie zur Wahl für das Playmate des Jahres 2021. Noch bis März kann man für sie abstimmen. Und sie macht weitere Fotoshootings. Die Bilder gingen immer in eine ähnliche Richtung: eher sexy als brav. „Ich hätte nie gedacht, dass mir das so viel Spaß macht.“ Auch als Influencerin versucht sich die 26-Jährige ein wenig, wobei sie sich trotz ihrer inzwischen 18 000 Follower auf Instagram nicht so bezeichnen möchte. Jedenfalls hat sie dort kürzlich erstmals Werbung für einen Pullover gemacht.


Bei Germany’s Next Topmodel wird man sie nicht sehen

Sicher ist: Bei Miss-Wahlen oder „Germany’s Next Topmodel“ wird man die 26-Jährige nicht sehen. Denn wer sich einmal für den „Playboy“ ausgezogen hat, gilt für viele andere Formate als „verbrannt“. Doch daran hat Anna-Lena Stöckler auch wenig Interesse. Viel mehr würde sie sich freuen, wenn sie Playmate des Jahres wird. Dann wird sie auf dem Cover des Magazins gezeigt, „das wäre die Kirsche auf der Sahnetorte“, sagt sie. „Ich stelle es mir so cool vor: in einen Zeitschriftenladen zu gehen und mich selbst auf einem Magazin vorne drauf zu sehen.“

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