Ein kleiner Dschungel versteckt sich auf der Breitmatt, hinter dem Gartentor eines ganz normalen Wohnhauses. Es ist der Garten von Mathilde und Salvatore Forte, voller üppiger Obstbäume, reichhaltiger Gemüsebeete und blühenden Ranken. Ein kleiner Weg schlängelt sich durch das 600 Quadratmeter große Paradies und hinter jeder Windung gibt es etwas Neues zu entdecken.
Seit über zehn Jahren hegen und pflegen die beiden Rentner ihren Garten und es gibt kaum eine Gemüsesorte, welche sie hier nicht anbauen. Seit über 22 Jahren ist Salvatore Forte Mitglied im Wehrer Obst- und Gartenbauverein - unter den zahlreichen Obstbauern ist der Rentner fast schon ein Exot: „Ich habe wohl den größten Gemüsegarten im Verein." Sein Gärtnerherz hat Forte aber an die Tomate verloren: Insgesamt 130 Pflanzen, fünf verschiedene Sorten hat der Hobbygärtner in diesem Jahr gesetzt. „Um die Tomaten kümmert sich mein Mann, auch das Pflücken macht der Chef", lacht Mathilde Forte.
„Nach und nach ist es immer mehr geworden. Wir haben Sorten ausprobiert und dann auch angebaut," erklärt Forte. Die aus Samen selbst gezogenen Pflänzchen bevölkern im Winter alle Fensterbänke bei Familie Forte, bevor sie in die mit Dächern geschützten Beete umziehen dürfen. „Ich dünge nur mit Hornmehl, Hühnermist und Kompost," erklärt Salvatore Forte. Aber trotz aller Pflege blieben auch Fortes in diesem Jahr nicht von der gefürchteten Braunfäule verschont: „Es war einfach zu viel Regen. Wir haben über die Hälfte der Pflanzen verloren," bedauert Forte.
Tatsächlich mussten die beiden sogar Tomaten nachkaufen, um ihre beliebte Tomatensauce zu kochen. Ihre Spezialität verschickt Mathilde Forte sogar nach Italien: „Mein Bruder lebt in Rom und hatte sich Tomatensauce gewünscht. Über die Jahre ist es dann immer mehr geworden." Für eine schnelle Tomatensauce hat Mathilde Forte einen besonderen Tipp: „Die ganze Tomate einfrieren, dann kurz unter heißes Wasser halten um die Haut abzuziehen und dann direkt mit Küchenreibe in die Sauce oder auf die Pizza reiben."
Das Gärtnern habe er schon früh gelernt: „Mein Großvater hatte auch einen Garten und hat viel auf dem Markt verkauft." Als Gastarbeiter kam der junge Salvatore Forte dann im April 1962 mit 21 Jahre aus dem Süden Italiens an den Hochrhein. Karotten, Bohnen, Kartoffeln und Kohl statt Zucchini, Aubergine und Tomate - in den ersten Jahren habe es keine Möglichkeit gegeben, italienisches Gemüse selbst anzubauen. Auch Mathilde Forte erinnert sich an kulinarische Schreckmomente, wie etwa das erste Sauerkraut: „Heute mag ich es aber gerne." Erst Ende der Siebziger kamen Aubergine und Zucchini auf deutschen Küchentischen an, vor allem dank der italienischen Einwanderern. „Früher sagte mein Schwiegervater, in Deutschland wachsen keine Tomaten", erinnert sich Mathilde Forte: Es sei meistens zu kalt gewesen. Erst die rapide Klimaerwärmung seit den 90er Jahren sorgte für bessere Ernten. Heute gibt es fast nichts, was nicht im Garten der Fortes gedeiht: Zucchini, Paprika, Brombeeren, Bohnen, Romanesco, Mangold, Salat, Zwiebeln und Knoblauch, Kürbis, Äpfel und Quitten um nur eine Auswahl zu nennen, aber auch Blumen, Kräuter und ein eigenes Wildblumenbeet. Und natürlich auch die Tomaten.
Der Obst- und Gartenbauverein in Wehr feiert in diesem Jahr sein 100. Jubiläum. Der Obst und Gartenbauverein Wehr hat aktuell rund 70 Mitglieder. Den Vorsitz hat seit 2010 Konrad Büche, zweiter Vorsitzende ist Wolfgang Fügle. Neben der Vermittlung von Fachkenntnissen, etwa zum Baumschnitt, pflegt der Verein auch eine eigene Streuobstwiese und zusammen mit Wehrer Schulkindern eine Wildblumenwiese. Weitere Informationen zum Verein unter https://obstundgartenbauvereinwehr.jimdofree.com