Julia Becker

Freie Journalistin und Texterin, Südbaden

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Hoffnung auf schnelle Verbindungen durch die Elektrifizierung der Hochrheinbahn

Am Mittwoch wurde das Planfeststellungsverfahren für die Elektrifizierung der Hochrheinbahn eröffnet. Passend zu diesem wichtigen Abschnitt besuchte der Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr und parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr Michael Theurer (FDP) den Bahnhof Wehr-Brennet. „Die halbstündliche Taktung soll realisiert werden, dazu eine bessere Anbindung Richtung Singen und St. Gallen“, versicherte Theurer beim Vor-Ort-Termin. So werde die Strecke hochattraktiv für Pendler wie für Touristen und eine Alternative zum Individualverkehr.

Gut sei, dass sich die Stadt Wehr bereits den Zugriff auf das Bahngebäude gesichert habe, so Theurer. „Es ist eine Chance, die Situation in Augenschein zu nehmen und wichtig, nicht nur nach Aktenlage zu arbeiten sondern vor Ort das Gespräch zu suchen“, so Theurer. Bereits am Vormittag war Theurer in Waldshut auf Einladung der Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin des Innern Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD). In Wehr hatte die FDP sowie die IG Bahnhof Brennet und Anwohner aus Brennet die Gelegenheit genutzt, auch auf die Probleme im westlichen Landkreis aufmerksam zu machen.


Die Elektrifizierung

Seit vielem Jahren bemühen sich die Landkreise und Kommunen am Hochrhein um die Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke zwischen Basel und Singen. 2018 konnte mit Unterstützung der Schweiz ein Durchbruch bei der Finanzierung des Großprojektes erreicht werden. Der Zugverkehr in der Schweiz ist komplett elektrifiziert, für einen grenzüberschreitenden Einsatz Schweizer Züge ist also eine Elektrifizierung auf deutscher Seite notwendig. Zusammen mit dem Umbau der Eisenbahnerstrecke sollen auch die Haltestellen teilweise ausgebaut und barrierefrei werden. Dies ist zum Teil durch die Kommunen mit zu tragen. Die Stadt Wehr fordert als drittgrößte Stadt im Landkreis seit Jahren auch einen IRE-Halt in Wehr-Brennet. Das Planfeststellungsverfahren ist nun gestartet, der Bauphase soll voraussichtlich 2025 bis 2027 beginnen.  


Als Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr würden ihn die unterschiedlichsten Eingaben erreichen, er sei „Kummerkasten, aber ohne Weisungsrecht an die Deutsche Bahn AG“, so Theurer. Der Bundespolitiker betonte die Bedeutung der Bahn, deren Stärkung im Koalitionsvertrag festgehalten sei. So solle der Anteil der elektrifizierten Strecken von aktuell 62 Prozent auf bundesweit 75 Prozent gesteigert werden. In der Schweiz liege man bei 100 Prozent, so Theuer. Allerdings: „Dort gibt es einen Konsens in der Bevölkerung, das zu unterstützen.“ Konkret bedeute diese Unterstützung, das in der Schweiz 400 Euro pro Bürger und Jahr an die Bahn fließen statt nur 80 Euro wie in Deutschland.


„Wir setzten ganz große Erwartungen in die neue Bundesregierung“, so Kreisrat Klaus Denzinger. Es gäbe auch in Baden-Württemberg dringenden Bedarf an neuer Infrastruktur, von Elektrifizierung bis A98. Und so nutzten die Gastgeber die Gelegenheit, dem Besuch aus Berlin nicht nur den Bahnhof sondern auch den Verlauf der von der Deges entwickelten Vorzugsvariante zu präsentieren. Neben dem Naturschutz gelte es auch die Bedürfnisse der Anwohner zu berücksichtigen, so Denzinger. Besonders die Hardsiedlung und Brennet seien durch die geplant Straßenführung auf Stelzen von Lärm und Sichtbeeinträchtigungen betroffen. Das Messtechnikunternehmen Rota Yokogawa habe bereits eine Umzug angekündigt, erklärte Denzinger. Die Schwingungen der Autobahntrasse würden die empfindliche Technik beeinträchtigen. Theurer wies darauf hin, dass der Bund die Linienführung vorgebe und dabei Vorgaben wie der Umsetzung von EU-Richtlinien unterliege. Die komplexe Situation am Hochrhein sei ihm bewusst, so Theurer: „Es gilt die Belastungen zu minimieren, aber man kann nicht allen recht machen“

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