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Küchenneuheiten aus Mailand - Stories

von Judith Jenner, 15.06.2022

Mit neuen Materialien und Technologien adressierten die Aussteller der Eurocucina Themen wie Wohnlichkeit und Nachhaltigkeit. Sie zeigten neue Wege, wie die Integration der Küche in den Wohnraum gelingen kann. Mit zwei Jahren Verspätung - aufgrund der Pandemie - trafen sich in Mailand nicht nur die Möbel-, sondern auch die Küchenhersteller. Der durch zeitgenössische Architekturkonzepte losgetretene Trend zur Wohnküche scheint unumkehrbar. Dienten die Korpusse in der Vergangenheit vor allem dazu, hinter Fronten aus MDF oder Edelstahl Lebensmittel, Geschirr, Besteck und Küchenmaschinen zu verstecken, so zeigen sich die neuen Modelle deutlich offener und wohnlicher.

Homeoffice in der Küche Das Unternehmen TM Italia, eigentlich spezialisiert auf Maßanfertigungen, hat auf der Eurocucina nur ein einziges Produkt präsentiert: die Küche Avignon von Nicola Gallizia. Während in dem Küchenkorpus aus Dover White-Marmor alle Funktionen von Stauraum bis hin zu technischen Geräten vereint sind, avanciert der angeschlossene Tisch aus Eukalyptus-Frisé-Holz zum wahren Familientreffpunkt. In den Beinen des Tisches ist Stauraum für Computer und Spielkonsole integriert. Per App, Zuruf an den Smartspeaker oder Fernsteuerung lässt sich ein drehbarer Bildschirm aus der Arbeitsplatte zum Fernsehen oder Ablesen von Kochrezepten ausfahren. Der Küchenkorpus öffnet sich als Sideboard zum Wohnzimmer und trägt damit zur räumlichen Gliederung bei.

Fließende Übergänge Auch bei Arclinea gehen Kücheninsel und Esstisch fließend ineinander über. Im Showroom in der Via Durini war eine neue Version von Antonio Citterios Klassiker Convivium der Star. Zwanzig Jahre nach dem ersten Entwurf der Küche stellte der Mailänder Designer ein Update vor. Besonders der höhenverstellbare Tisch, der sowohl zum Essen als auch als Arbeitsplatte genutzt werden kann, erfuhr eine gestalterische Überholung.

Ein weiteres Jubiläum feierte Obumex. 25 Jahre nach seiner ersten Küche für das belgische Unternehmen präsentierte John Pawson nun ein Re-Design. Das Besondere: Jedes Element der Küche kann für sich stehen - wie bei modularen Wohnraummöbeln.

Stilvoller Stauraum Offene, auf Wunsch beleuchtete Aufbewahrungselemente für Gläser, Flaschen und Geschirr hat Piero Lissoni entworfen. Mit Antibes K präsentiert er neue Gestaltungsoptionen für Küchen von Boffi. Nutzer*innen haben die Wahl zwischen Einlegeböden aus Materialien wie Holz und Glas, sodass die Küche noch wohnlicher wirkt. Dazu trägt auch der in die Arbeitsplatte integrierte, fast unsichtbare Herd MDi Induction bei.

Innovationen für mehr Nachhaltigkeit Neue Farben für ihre Fronten stellte die Premiummarke next125 von Schüller vor. 18 untereinander kombinierbare Töne aus drei Farbwelten ermöglichen viel Gestaltungsspielraum. Griffe aus recycelten Fischernetzen geben Meeresplastik ein neues Leben und sind ein erster Schritt hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

Kein geringeres Ziel als die Rettung des Planeten schreibt sich Electrolux auf die Fahnen. Das modulare Küchenkonzept GRO thematisiert Lebensmittel- und Energieverschwendung. „Die Küche, die mitdenkt", wie sie von ihren Erfinder*innen genannt wird, schlägt zum Beispiel Rezepte vor, die die Haltbarkeit von Vorräten berücksichtigen. Ein spezielles Modul für Eier, Milch und Fleisch tauften die Erfinder Jewelry Box, da diese tierischen Lebensmittel in einer klimagerechten Ernährung eher die Ausnahme als die Regel sein sollten. Bei den innovativen Kühlschränken von Electrolux geht es außerdem darum, Vitamine, Aroma und Saftigkeit von Obst und Gemüse besser zu erhalten.

Hygienische Oberflächen Einer anderen globalen Herausforderung, nämlich der Gesundheit, widmet sich Marazzi. Bei seinen großformatigen Steinzeugplatten aus der Kollektion Puro Marazzi Antibacterial The Top wendet der Hersteller eine neue antibakterielle Technologie an. Sie eliminiert bis zu 99,9 Prozent der Bakterien und Mikroben auf den Oberflächen. Dafür wird eine Silberionenbehandlung vor dem Brennen bei 1.200 Grad in den Produktionsprozess integriert, die den antibakteriellen Schutz dauerhaft gewährleisten soll.

Technische Helfer Eine technische Herausforderung, die die Verschmelzung von Küche und Wohnzimmer mit sich bringt, ist der Umgang mit Geräuschen und Gerüchen. Elica zeigte mit dem Kochfeld LHOV Dunstabzugshaube und Backofen in einem einzigen Gerät. Sein leistungsstarkes Abzugssystem entfernt automatisch Dämpfe und Gerüche vom Kochfeld und dem darunter liegenden Backofen. Außerdem wurde das neue Kochfeld NikolaTesla Unplugged mit Drehknöpfen statt Slidern präsentiert, das im September auf den Markt kommt.

Das deutsche Unternehmen Bora hat eine neue Multischublade entwickelt. Sie dient zum Aufwärmen, Warmhalten, Auftauen oder Garen bei niedrigen Temperaturen. Der Hefeteig geht darin wunderbar auf und Obst lässt sich mühelos dörren. Die Schublade kann mit dem Dampfbackofen BORA X BO gekoppelt und über ein intuitives Display gesteuert werden.

Neue Einfachheit Einen Gegenpol zu mit Funktionen vollgestopften Küchenblöcken möchte das in Berlin und Wien ansässige Designer*innen-Duo Chmara.Rosinke bieten. Im Design District Alcova zeigte es unter anderem sein neuestes Modell NPK01. Es ist das Ergebnis einer längeren Untersuchung hinsichtlich Arbeitsabläufen, Energierückgewinnung und benötigtem Platz. Inspiration für ihren leichten und modularen Entwurf aus Edelstahl und Holz fanden die Designer*innen in Otl Aichers Buch „Die Küche zum Kochen". Das Küchenmodell NPK01 lässt sich an die eigenen Bedürfnisse anpassen und ist auch als Outdoor-Variante lieferbar

Very Simple Kitchen trägt den Mut zur Einfachheit bereits im Namen. Im Mailänder Kulturverein Arci Bellezza stellten die Italiener ihre erste Outdoor-Küche vor. Wie bei den Indoor-Modellen sind die Module aus leichtem Edelstahl gefertigt und bieten beste Voraussetzungen für ein gemeinsames Essen unter dem Sommerhimmel.

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