Es kommt Karl Boczek auf die Sprache an. Ein trüber Freitagnachmittag Mitte Oktober, ein Dorf in Tschechien. Ein weißer Opel hält vor der Kirche von Píšť, zwei Männer steigen aus - sie sprechen deutsch.
900 Kilometer sind sie über die Autobahn von Baden-Württemberg bis hoch in den Norden Tschechiens gefahren, bis kurz vor . Im Laderaum ihres Transporters, mit roten Gurten befestigt, eine Kirchturmglocke. Gewicht: 350 Kilogramm. Höhe: 80 Zentimeter. Durchmesser: 82 Zentimeter. Zwei Männer aus Deutschland in einem Dorf in Tschechien, dazu eine Glocke und Karl Boczek, der eigentlich keinen Unterschied macht zwischen hier und dort, zwischen Deutschen und Tschechen. Vor mehr als 40 Jahren hat er selbst Píšť verlassen, zog an den Bodensee. Trotzdem ist es ihm wichtig, zu betonen, dass die beiden Männer deutsch gesprochen haben. Weil es war wie vor 77 Jahren, als deutsche Männer die Glocke klauten. Weil das den Bogen schließt...