Jonas Wagner

Journalist, Frankfurt am Main

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Artikel

Geduld: "Man darf nie arrogant sein, wenn man wartet"

Egal, ob an der Kasse im Supermarkt oder in der Telefonhotline: Wer lange warten muss, ist oft genervt. Doch manche Leute werden auch fürs Warten bezahlt. Drei Menschen, die wissen, wie es ist, möglichst lange zu warten und dabei konzentriert zu bleiben, erzählen von der Kunst, sich nicht zu langweilen.

Anton Baotic, 39, Biologe

Ich bin Biologe und arbeite im Bereich der Bioakustik. Das heißt, ich untersuche, wie Tiere Laute erzeugen und welche Bedeutung das für ihr Verhalten haben. Dabei habe ich mich auf Säugetiere spezialisiert und forsche derzeit vor allem zu Giraffen. Lange dachte man, die Tiere seien stumm und vermutete, sie kommunizierten über Laute im Infraschallbereich. Die sind so tief, dass der Mensch sie nicht wahrnehmen kann. Beweise dafür, dass Giraffen sich wirklich so verständigen, gibt es aber nicht. Deshalb bin ich das mit meiner Arbeitsgruppe angegangen: Wir haben in Zoos Tonaufnahmen der Giraffen gemacht. Tagsüber saß ich mit meinen Geräten im Außengehege, nachts habe ich die Mikrofone in den Ställen aufgehängt und laufen lassen. Dabei entstehen Daten, die ich später komplett anhören muss. Da muss man echt lange durchhalten können, vor allem, wenn man bei Tag neun der Aufnahmen immer noch nichts Interessantes gehört hat. Aber am zehnten Tag kann sich alles ändern: Man entdeckt etwas und ist wieder motiviert. So bin ich auf ein Geräusch gestoßen, das ich noch nie gehört habe: ein summender Laut. Der klingt so, als würden ihn die Giraffen mit ihren Stimmbändern produzieren...


ganzer Text: https://www.zeit.de/arbeit/2023-03/geduld-warten-beruf-tipps/komplettansicht


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