Jonas Junack

Story-Editor Jacobin Magazin, Sprecher, Freier Redakteur Print & Audio, Berlin

1 Abo und 0 Abonnenten
Artikel

Europas Spice

1965 erschien Frank Herberts Dune und krempelte die Science-Fiction-Szene um. Der Roman über den lebensfeindlichen Wüstenplaneten Arrakis bestach nicht nur mit seiner Detailtiefe sowie fantastischen Bildern und Charakteren, sondern griff darüber hinaus die brisanten Themen jener Zeit auf: Der Raubbau an der Natur, die Zerstörungen durch die Kolonialmächte und die psychedelisch-spirituellen Einflüsse der Hippie-Kultur verschmolzen auf Arrakis zu einem der charakteristischsten Szenarien des Genres.

Mit seinen monströsen Sandwürmern, den Raumschiffen und diversen Kulturen des Imperiums bietet Dune auch Stoff für die große Leinwand. Nach mehreren gescheiterten Drehvorhaben und einer mäßig erfolgreichen Verfilmung durch David Lynch nahm sich zuletzt der Regisseur Denis Villeneuve der Romanvorlage an und landete damit einen der größten Kinoerfolge des Jahres 2021.

Epische Bilder lebensfeindlicher Welten wie Arrakis treffen heute einen Nerv, da der Klimawandel auch unseren Planeten zu verwüsten droht. Wirklich unheimlich wird es aber dort, wo uns Dune nicht erst als dystopische Zukunft blüht, sondern bereits unter uns ist. In Herberts Roman dreht sich alles um das Spice, eine psychoaktive Substanz, die auf Arrakis abgebaut wird, das interstellare Reisen ermöglicht und daher das ökonomische Rückgrat des Imperiums darstellt. In der wirklichen Welt ist die Europäische Union gerade dabei, sich ebenfalls von einem Stoff abhängig zu machen, den sie auf ihrem eigenen Gebiet nicht ausreichend auftreiben kann. Dieses Spice der EU heißt grüner Wasserstoff - und ihr Arrakis liegt in der Sahara.

Dieser Artikel ist nur mit Abo zugänglich. Logge Dich ein oder bestelle ein Abo.

Du hast ein Abo, aber hast dich noch nicht registriert oder dein Passwort vergessen? Klicke hier!

Zum Original